Vohwinkel Achim Maertins: „Es war eine erfüllte Zeit“
Wuppertal · Er war 32 Jahre Kantor in Vohwinkel und 17 Jahre Kreiskantor für den Kirchenkreis Wuppertal. Jetzt verabschiedet sich Achim Maertins in den Ruhestand.
Die spirituelle Dimension der Orgel, die in den Kirchenraum hineinstrahlt, hat Achim Maertins schon immer fasziniert. Schon als Kind, als er in seiner Heimatstadt im Freiburger Kinderchor bei den alljährlichen Weihnachtskonzerten im Münster mitgewirkt hat. Besonders prägend war für ihn der Moment als er bei diesen Konzerten als Jugendlicher die riesige Orgel im Freiburger Münster spielen durfte. „Das war eine überwältigende Erfahrung, die ich nie vergessen werde“, so Maertins.
Die Liebe zur Orgel ist geblieben und prägt sein Leben: Erste Impulse, Kirchenmusiker zu werden, bekam der heute 65-Jährige von dem bekannten Kirchenmusiker und Organisten Martin Gotthard Schneider (Komponist von „Danke für diesen guten Morgen“), der ihn schon in seiner Schulzeit unterrichtete und ihn an die Kirchenmusik heranführte. Später studierte Maertins dann evangelische Kirchenmusik an den Musikhochschulen in Freiburg und Düsseldorf und parallel Musikwissenschaft und Philosophie an der Universität. Nach dem kirchenmusikalischen Abschluss mit A-Prüfung (= Masterabschluss) 1984 in Düsseldorf folgte 1986 das Konzertexamen im Fach Orgel.
1988 wurde er dann Kantor in der Gemeinde Vohwinkel, die damals 5 Bezirke mit 5 Predigtstätten umfasste. „Die abwechslungsreiche musikalische Arbeit in der Gemeinde hat mir immer Freude gemacht“, sagt Maertins. „In einer sehr lebendigen und damals viel größeren Gemeinde fand ich viel musikalisches Potential, auf dem ich aufbauen konnte. Meine Arbeit wurde gut angenommen.“ Eine wichtige Säule seiner kirchenmusikalischen Arbeit war die Chorarbeit. Mit seiner Heinrich-Schütz-Kantorei, die sich in erster Linie als Gemeindechor verstand und regelmäßig die Gottesdienst mitgestaltete, führte er in Abendmusiken und Konzerten ein umfangreiches und anspruchsvolles Repertoire auf.
Durch seine musikpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die sich allwöchentlich in verschiedenen Gruppen von den Kleinsten im Vorschulalter bis zu den Größeren zusammenfanden, hat er zahlreiche Kinder und Jugendliche für die Musik begeistert und ihnen musikalische Auftritte in der Gemeinde ermöglicht. Immer hat er auch gerne Orgelunterricht erteilt und eine Reihe von Jugendlichen zu nebenamtlichen KirchenmusikerInnen ausgebildet. Das räumlich gut ausgestattete Gemeindehaus bot eine Bühne für Kammermusik- und Liederabende, Musicals, Gospelevents und Konzerte. In Solingen leitete Maertins ein Kammerorchester, das mit eigenen Orchesterkonzerten aber auch als Kantatenorchester die Kirchenmusik der Gemeinde bereicherte.
Sehr beliebt und ein wichtiger Termin im Vohwinkeler Kalender waren die alljährlichen Neujahrskonzerte am Neujahrstag, die er meist mit Orgel und Trompete aber auch in anderer instrumentaler Besetzung durchführte.
Auch im Ruhestand möchte Maertins die Gemeinde Vohwinkel bei Bedarf gerne weiter unterstützen und zum Beispiel bei Gottesdiensten die Vertretung an der Orgel übernehmen oder bei Veranstaltungen mitwirken. Ebenso möchte er auch die kirchenmusikalischen Kolleginnen und Kollegen in der Stadt und in der Region unterstützen und freut sich, dass er bereits Anfragen für die kommende Zeit entgegennehmen konnte.
Kreiskantor im Kirchenkreis
Von 2001 bis 2018 übernahm Achim Maertins zusätzlich die Aufgabe des Kreiskantors für den Kirchenkreis. „In dieser Zeit gab es viele Umbrüche in der kirchenmusikalischen Landschaft der Stadt. Manche hauptamtliche Stelle ist weggefallen, traditionsreiche Kantoreien mussten sich komplett neu aufstellen. So musste ich auch schmerzliche Umbrüche begleiten und schwierige Diskussionen führen. Ein großes Projekt war die Fusion der ehemaligen Kirchenkreise Barmen und Elberfeld zu einem großen gesamtstädtischen Kirchenkreis Wuppertal. Hilfreich war die Einrichtung eines kreiskirchlichen Referats für Kultur und Musik. Mit dem Referenten Erhard Ufermann habe ich eng und gerne zusammengearbeitet und mit ihm so manches musikalische Großprojekt für den Kirchenkreis entwickelt.“
Das Kreiskantorenamt bedeutete Maertins ein interessantes Aufgabenfeld: „Ich bekam Einblicke in das kirchliche Leben der Stadt sowie in kirchenpolitische und theologische Fragestellungen. Die Begegnungen mit profilierten Theologinnen und Theologen in verschiedenen Gremien und bei Synoden haben mich beeindruckt. Bei Kirchenmusikkonventen hat es mir Freude gemacht, die Kolleginnen und Kollegen zusammenzuführen und die Zusammenarbeit untereinander zu fördern. Auf landeskirchlicher Ebene ergaben sich viele gute kollegiale Verbindungen. Es war eine erfüllte Zeit.“
„So sehr mir die große Tradition der Kirchenmusik am Herzen liegt, war ich immer auch aufgeschlossen für moderne von der Popularmusik geprägte Formen“, verrät Maertins. Gerne hat er auch mit dem Jugendleiter und Jugendlichen der Gemeinde bei Gelegenheit ein Musical einstudiert. Beim ökumenischen Kirchentag im Westen Wuppertals hat er mit den Kolleginnen und Kollegen am Ort das Musikprogamm mit Chören, Bläsern, Jugendlichen und Kindern organisiert und durchgeführt.
Mit seiner Frau, die ihm als Orchestermusikerin immer eine gute Beraterin beim Dirigieren war, hat er schon immer gerne Kammermusik gemacht. Dafür möchte er sich in Zukunft mehr Zeit nehmen.
Mehr Zeit im Ruhestand
Für Zuhause hat er sich eine Hausorgel angeschafft und sein Cembalo restaurieren lassen. Jetzt hofft er „mehr Zeit und Muße zum Üben am Instrument zu finden um mein Repertoire zu pflegen und auszubauen.“ „Ich freue mich auf meine neue Freiheit, aber natürlich werde ich den regelmäßigen Dienst in der Gemeinde vermissen“, sagt Maertins.
Er hat sich außerdem vorgenommen in Ruhe Museen, Opernaufführungen und Konzerte zu besuchen und auch an Früheres anzuknüpfen, sich wieder mit musikwissenschaftlichen und philosophischen Themen zu beschäftigen. Vor allem aber freut er sich darauf, dass er mehr Zeit für seine Familie hat. „Einer unserer Söhne wohnt mit seiner Familie in Vohwinkel. Jetzt kann ich mich mehr um meine Enkelin kümmern.“