Coronavirus Arztbesuche: Deutsche haben Angst vor Ansteckung
Zahlreiche Wuppertaler scheuen seit der Corona-Pandemie den Gang zum Arzt. Obwohl anfangs zur Reduktion unnötiger Arzttermine aufgerufen wurde, bedroht der Patientenrückgang jetzt die Existenz vieler niedergelassener Ärzte. Außerdem werden abgesagte und aufgeschobene Arzttermine Experten zufolge gesundheitliche Probleme in der Bevölkerung zur Folge haben.
Die Kassenärztliche Vereinigung fordert nun dazu auf, bei Verletzungen und Erkrankungen auch in der Krise Arzttermine und im Notfall Krankhausbesuche wahrzunehmen. Auch Vorsorgeuntersuchungen sollten wieder genutzt werden. Um die Angst vor dem Arztbesuch loszuwerden, ist Rationalität eines der wichtigsten Mittel.
Schluss mit der Angst vor Arztbesuchen
Die Angst vor dem Arztbesuch ist in Zeiten von Corona mit der Angst vor Ansteckungsrisiken gleichzusetzen. Nicht nur bei milden Beschwerden schrecken viele vor dem Arztbesuch zurück. Laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) melden Arztpraxen und Notfallambulanzen seit der Pandemie auch einen deutlichen Rückgang von Onkologie- und Kardiologie-Patienten. Und das, obwohl es in der Bundesrepublik derzeit nur einige wenige Tausend Corona-Infizierte gibt. Rational gesehen, ist das Risiko einer Ansteckung beim Arzt geringfügiger, als das Gesundheitsrisiko beim Verzicht auf medizinische Betreuung. Insbesondere Patienten mit chronischen Erkrankungen sollten zur Infektionsprävention nicht auf Anlaufstellen für Behandlungen verzichten.
Ansteckungsangst halten Experten bei der aktuellen Lage für unbegründet. Sowohl in Praxen als auch Krankenhäusern würden Corona-Patienten strikt von der restlichen Patientenschaft getrennt, wodurch das Infektionsrisiko relativ gering ist.
Im Zweifelsfall können Patienten zur ärztlichen Konsultation während Corona auch auf digitale und telemedizinische Angebote wie Videosprechstunden zurückgreifen. Wenn Patienten Termine zur ärztlichen Begutachtung per Video-Chat buchen, umgehen sie Infektionsrisiken und erhalten trotzdem ärztlichen Rat.
Ansteckungsangst oder Zwangsstörung?
In Einzelfällen kann sich die Angst vor Ansteckung während der Coronakrise zu einer Mysophobie entwickeln. Hierbei handelt es sich um eine Zwangsstörung, die sich durch extremes Kontakt-Vermeidungsverhalten und übersteigerten Wasch- sowie Putzzwang auszeichnet. Betroffene Patienten verlassen aus Angst vor Viren und Bakterien die eigene Wohnung im Extremfall nur noch ungern.
Diverse Reinigungsrituale und der übermäßige Einsatz von Desinfektionsmittel sollen ihnen dabei helfen, Infektionen zu verhindern. Damit sich die Corona-Angst nicht zur Mysophobie entwickelt, sollten sich gefährdete Patienten rechtzeitig in psychotherapeutische Behandlung begeben. Zur Therapie stehen Betroffenen vor allem kognitiv verhaltenstherapeutische Ansätze zur Verfügung.
Zurück zum Normalbetrieb
Die Coronakrise wird Experten zufolge auch nach der Bewältigung der Pandemie ein Nährboden für gesundheitliche Beschwerden sein. Die Folgen verschobener und abgesagter Arzttermine sind in diesem Kontext ebenso zu bedenken wie die psychischen Konsequenzen medial kommunizierter Ansteckungspanik. Dass Terminanfragen laut der Kassenärztlichen Vereinigung für den Zeitraum zwischen März und Mai 2020 um die Hälfte zurückgegangen sind, verdeutlicht den Ernst der Lage.
Zu Anfang der Pandemie lagen Beobachtungen wie diese nicht nur an Ansteckungsangst, sondern hatten auch mit der Schonung verfügbarer Ressourcen zu tun. Überlastungen des Gesundheitssystems sollten vermieden werden. Mittlerweile sind Überlastungen bundesweit kein Thema mehr. Niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser befinden sich wieder im Normalbetrieb. Umso wichtiger, dass auch Patienten nun in den Normalbetrieb zurückfinden.