In Not geratene Menschen „Aktionsbündnis für Energiespenden“ zieht positive Bilanz
Wuppertal · Das „Aktionsbündnis für Energiespenden“, dem die Gemeinschaftsstiftung für Wuppertal, die Caritas und die Diakonie angehören, hat ein weiteres Zwischenergebnis präsentiert. Bislang wurden demnach 210.000 Euro eingesammelt. Mit dem Geld wurde rund 400 Wuppertaler Haushalten aus teilweise existenzbedrohender Not geholfen.
Gestiegene Lebenshaltungskosten und dabei vor allem hohe Energiekosten machen vielen Bürgerinnen und Bürgern schwer zu schaffen. In die Beratungsstellen von Caritas und Diakonie kommen seit Monaten mehr und mehr Menschen, die Hilfe benötigen.
„Nach vielen schlaflosen Nächsten konnte ich wieder einen Moment durchatmen.“ Nadine M. ist allein erziehende Mutterzweier kleiner Kinder. Mit dem Geld, das sie vom Jobcenter bezieht, lebt sie sparsam, kommt aber aus. Normalerweise. Als sie dann aber die Energiekostenabrechnung für 2022 und die neue Abschlagsberechnung im Briefkasten fand, rutschte die kleine Familie mit einem Schlag unter das Existenzminimum. Über die Sozialberatung bei der Caritas erhielt sie Hilfe aus der Gemeinschaftsstiftung.
Ähnlich ging es Frau K. Die 59-jährige wandte sich hilfesuchend an die Sozialberatung der Diakonie. Vier Kinder hat sie großgezogen. Nun schlägt sie sich mit Putzen durch. Seit 17 Jahren arbeitet sie bei einer Gebäudereinigungsfirma. Jeder Werktag beginnt um 5 Uhr morgens. Sparsamkeit ist sie gewöhnt, auch beim Verbrauch von Strom und Gas. Nachdem das Gehalt trotzdem nicht mehr reichte, nahm sie noch einen zusätzlichen Minijob in den Abendstunden an.
Im April flatterten dann die Nachzahlungs- und neuen Abschlagsberechnungen für Gas und Strom ins Haus. Kurz darauf wurde ihr der Minijob gekündigt, da die Gebäudefirma einen Auftrag verloren hatte. Ohne die Unterstützung aus Spendenmitteln wäre die Versorgung mit Energie für Frau K. nicht sichergestellt gewesen.
Da das Land den Stärkungspakt NRW nur für dieses Jahr aufgelegt hat, greifen die Wohlfahrtsverbände zunächst vorrangig nach Mitteln, die das Land mit seiner Aktion „gegen Armut“ zur Verfügung stellt. Allerdings passen die Kriterien nicht auf jede Situation. „Dann können wir zum Glück aus den Spendenmitteln helfen“, sagt Diakoniedirektorin Dr. Sabine Federmann.
Ähnlich verfährt man beim Caritasverband. Dort berichtet Caritasdirektor Dr. Christoph Humburg von einer „extrem hohen Nachfrage nach Unterstützung. In den Wochen, als die meisten Haushalte ihre Energiekostenabrechnungen erhielten, registrierte unsere Sozialberatung bis zu 30 persönliche Beratungen innerhalb eines Tages und lange Schlangen vor der Tür. In der Spitze riefen zusätzlich bis zu 120 Menschen am Tag an.“
Erschrocken ist man bei Caritas und Diakonie über die Tatsache, dass mehr und mehr Familien von finanzieller Not betroffen sind, die zuvor ohne Hilfe zurechtkamen. Dr. Sabine Federmann: „Zu den Hilfesuchenden gehören vermehrt Alleinerziehende, Familien mit mehreren Kindern und alleinstehende Personen im Rentenalter.“ Dr. Christoph Humburg: „Mit unseren bisherigen Beratungskapazitäten wären wir in dieser Situation gar nicht mehr ausgekommen“. Beide Verbände haben daher die Beratungszeiten erweitert und überwiegend aus kirchlichen Mitteln in mehr Personal investiert.