"Ab Mittag Geisterstunde"
Schon länger gab es keine Alarmmeldungen wegen der Verkehrsprobleme rund um Luisenstraße und Laurentiusplatz. Trügerische Ruhe — oder tatsächliche Verbesserung? Die Rundschau hat sich umgehört.
Michael Kozinowski von der Buchhandlung von Macksensen am Laurentiusplatz sagt, die Lage habe sich zuletzt etwas entspannt: "Es ist ruhig geworden, allerdings oft auch zu ruhig." Kozinowski beklagt zu wenig Laufkundschaft — und immer noch Staus am Nachmittag und Abend.
Erika Theimann, die an der Ecke Friedrich-Ebert- und Sophienstraße ein Zigaretten- und Zeitschriftengeschäft betreibt, sagt: "Ja, man spürt das. Wir sind froh, dass die Stammkunden treu geblieben sind. Sie kommen allerdings zu anderen Tageszeiten als früher." Die Überfüllung des Viertels mit Stau-Autos schrecke viele ab.
Diese Erfahrung hat auch Jennifer Isenberg vom Modegeschäft "Frau Wunder" an der Sophienkirche gemacht. "Die meisten Kunden kommen jetzt vormittags. Die aus Ronsdorf und Cronenberg fahren gar nicht mehr runter. Ab dem Mittag herrscht hier quasi Geisterstunde." Isenberg verzeichnet einen Umsatzrückgang von 15 bis 20 Prozent. "Was nützt es der Stadt", sagt sie, "wenn es einen tollen Bahnhof samt Primark gibt, aber unser Viertel leer steht?"
Auch Elisabeth Hagebusch Isleib von "1001 Art" in der Luisenstraße macht sich große Sorgen. Seit August spüre man die Flaute. Das Weihnachtsgeschäft sei schlecht gewesen, der Januar schlicht "eine Katastrophe". Auch sie spricht von einem Verlust von rund 20 Prozent. Kunden von außerhalb Wuppertals kämen gar nicht mehr, wenn sie einmal in einem dieser Staus gestanden hätten. "Ich fürchte, das werden einige der Einzelhändler nicht überleben."
Auch in der Gastronomie spürt man die Folgen der B7-Sperrung. "Bei uns ist vor allem am Anfang das Nachmittags-Geschäft eingebrochen", sagt Karen Graeber vom "Katzengold". Ab 14 Uhr bis zum frühen Abend blieben einstige Stammkunden weg. Mittlerweile habe es sich aber wieder etwas stabilisiert.
Daran, dass Achim Brandt vom "Café du Congo" jüngst die Öffnungszeiten auf 17 Uhr nach hinten verlegt hat, ist die Verkehrssituation im Viertel nur bedingt Schuld. "Die Mittagszeit lief nie gleich gut", räumt er ein. "Seit August sind die Zahlen aber konstant rückläufig, so dass ich Konsequenzen gezogen habe." Den Besucherrückgang im Luisenviertel sieht er auch darin bestätigt, dass es nachmittags häufig viele freie Parkplätze gebe. Brandt, auch Vorsitzender der IG Luisenstraße, spricht aus, was viele Einzelhändler im Viertel denken: "Ich fühle mich von der Stadtspitze im Stich gelassen. Es wird nichts unternommen, um die Verkehrssituation zu verbessern."
Genau so empfindet es auch Friseur Michael Bredtmann vom gleichnamigen Salon an der Friedrich-Ebert-Straße. "Die Momente des Verkehrschaos' sind weniger geworden. Leider ist dies bei vielen Kunden nicht so wirklich bekannt. Es trauen sich nicht mehr viele ins Viertel." Er beklagt vor allem die Verkehrsführung von der Sophienstraße auf die B7. "Hier wünsche ich mir dringend eine Verbesserung."
Liana Markaryan vom "Café Engel" am Laurentiusplatz hat zehn bis 15 Prozent Minus: "Eine Katastrophe. Viele Gäste bleiben weg, weil sie keine Lust auf den Stau haben, vor allem um 17 Uhr herum. Da war das Café früher immer voll. Das hat sich komplett verändert."
Zehn Prozent weniger Umsatz, aber optimistisch — so zeigt sich Susann Müller vom Modegeschäft "Looping" in der Luisenstraße. "Ja, wir spüren das alle hier. Vor allem auswärtige Kunden bleiben aus", sagt sie. Aber: "Dieses Viertel ist so toll und besitzt so viele attraktive kleine Geschäfte und Gastronomie, dass wir das überleben!" Im Frühjahr, da ist sie sicher, kommen alle wieder...