Bestechungsversuch mitten im Raubprozess 1.000 Euro für eine Zigarette

Wuppertal · Während der laufenden Verhandlung hat ein Amtsrichter einen Angeklagten aus Wuppertal in einem Raubprozess verhaften lassen. Der Grund: Der 39-Jährige könnte während einer Sitzungspause einem Schöffen 1.000 Euro Bestechungsgeld angeboten haben.

Das Wuppertaler Amtsgericht.

Foto: ag-wuppertal.nrw.de

Das Verfahren ist vorerst unterbrochen.

Die Staatsanwaltschaft informierte zum Ermittlungsstand anhand erster Zeugenaussagen. Demnach hatte der Angeklagte den ehrenamtlichen Richter auf dem Vorplatz des Gerichtszentrums beim Rauchen angesprochen: Ob er wohl eine Zigarette bekommen könne — er würde sie bezahlen. Dabei habe der Angeklagte zwei 500-Euro-Scheine gezeigt.

Bei einer ersten Durchsuchung wurde zumindest ein solcher Schein bei dem 39-Jährigen gefunden. Die Staatsanwaltschaft hat ein neues Strafverfahren wegen Bestechung eingeleitet. Der Behördensprecher, Oberstaatsanwaltschaft Wolf-Tilman Baumert: "Schon das Anbieten eines Vorteils ist die vollendete Tat."

Der Haftbefehl erging im Raubprozess wegen Verdunkelungsgefahr. In dem Verfahren ist der 39-Jährige zusammen mit einem 38-jährigen mutmaßlichen Komplizen angeklagt. Beide sollen im Juli 2015 in die Wohnung eines Wuppertalers eingedrungen sein, um ihn zu berauben. Der Angegriffene soll während des Geschehens eine Messerattacke mit einer Wolldecke abgewehrt haben, so dass er nicht verletzt wurde. Mutmaßliches Ziel der Tat könnte Goldschmuck gewesen sein. Der Überfallene soll zuvor dem 39-Jährigen mit diesem Schmuck für Spielschulden gebürgt haben.

Der Raubprozess wird voraussichtlich im Oktober neu beginnen. Dann werden andere Schöffen für die Entscheidung zuständig sein. Ein genauer Termin steht allerdings noch nicht fest.