Leserbrief „Es ist absurd und unerträglich“

Wuppertal · Betr.: Sperrung der Loher Brücke in Wuppertal

Die Loher Brücke wird saniert.

Foto: Simone Bahrmann

Wenn eine Hauptverkehrsader ausfällt, dann muss Ersatz her. Mühe gegeben haben sich die Gremien des Verkehrsressort dafür schon: ein detaillierter Plan mit zwei passenden Alternativen je nach Fahrtrichtung. Und eine entsprechend aufgestellte Ausschilderung vor Ort. So weit, so gut.

Die Wirklichkeit sieht drastisch anders aus, das kann man nach vier Tagen Brückensperrung ernüchtert feststellen. Der motorisierte Pulk hat das auf seine Art gelöst. Von der Nordseite der Wupper aus geht es über Parzevalstraße, Benningsenstraße und/oder Gronaustraße via Grönhoffstraße auf die Hünefeldstraße, um dann die Friedrich-Engels-Allee anzusteuern. Von der Südseite her über Farbmühle, Brögel oder Wartburgstraße ebenfalls auf die Hünefeldstraße, um jetzt aber am Völklinger Platz rechts in die Gronaustraße zu gelangen und dort das vorherige umgekehrt zu absolvieren. Dies nebenbei eine grandios lange U-Schleife.

Das Fatale dabei: Es geht durch absolut verkehrsberuhigte Wohn- oder Wohnmischgebiete, die in keinster Weise für den Ersatz einer Hauptverkehrsader taugen. Da rollt nun von 5 Uhr morgens bis teils nach 23 Uhr ein Wagen nach dem anderen in beiden Richtungen. In der Gronaustraße kommt es zu Chaos, weil hier die Straße an manchen Stellen gar nicht für konstanten Gegenverkehr ausgelegt ist. Der westliche untere Teil (Nähe Völklinger Platz) ist Einbahnstraße und zudem ein enger Schlauch, aber für gegenläufigen Fahrradverkehr zugelassen. Welcher jetzt Kopf und Kragen riskiert (das Fußvolk, darunter viele Kinder, natürlich ebenso, und das überall). Gleiches in der Hünefeldstraße, wo der Radverkehr vor kurzem beidseitig auf die Straße verlegt wurde.

Tempo 30 (gilt auf allen Straßen) geht mindestens jedem zweiten motorisierten Piloten am Allerwertesten vorbei. Lärm und Gestank sind unbeschreiblich, da allerorten schmale Straßenschluchten mit drei- bis fünfgeschossigen Gründerzeithäusern. Tagsüber die Fenster öffnen? Um Gottes Willen!

Es ist absurd und unerträglich. Ein Nebenwitz bei der Geschichte: Moderne Navis sind über aktuelle Großbaustellen auf dem Laufenden und suchen eigenständig nach den kürzesten/schnellsten Alternativen. Empathie für gestresste Anwohnerinnen und Anwohner reiner Wohnviertel zeigen sie dabei nicht im Geringsten.

Ich habe mit einem der verantwortlichen Mitarbeiter des Verkehrsressorts telefoniert. Er zeigte sich sehr offen, hat sich Zeit genommen und war bemüht, weitere Lösungen zu finden. Allerdings war da auch ein resignatives Statement: Wenn sich Autofahrerinnen und Autofahrer ihren eigenen Weg suchten, wäre man letztlich machtlos. Meine Entgegnung: Für vier Wochen könne man ja die Zähne zusammenbeißen nach dem Motto „Augen und Ohren zu und durch“. Bei sechs Monaten bringe einen das in jeglicher Hinsicht unweigerlich vor die Hunde.

Das Mindeste ist wohl, an allen oben angeführten Einfahrten zum Viertel Durchfahrtsverbot-Schilder aufzustellen (roter Kreis vor weißem Hintergrund) mit Zusatzschild „Anwohner frei“. Und das immer mal polizeilich zu kontrollieren. In der Richtung habe man auch schon gedacht und es bei der Gronaustraße ansatzweise angegangen, so der Mitarbeiter. Bleibt zu hoffen, dass weitere Taten, nicht nur ansatzweise, folgen.

Dietmar J.A. Schulte (im Namen auch weiterer Anwohnerinnen und Anwohner)

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