Leserbrief „Menschengemachte Hölle auf Erden“

Betr.: Stadttauben in Wuppertal

Tauben in der Elberfelder City.

Foto: Christoph Petersen

Ich bin eine Stadttaube. Eine von vielen. Ich bin ein ehemaliges Haustier, das euch Menschen im Krieg als Brieftaube gedient hat, das euch als Fleisch- und Eierlieferant gedient hat oder einfach nur als Haustier zum Liebhaben und Freudebereiten. Und dann … ja was ist dann eigentlich passiert? Irgendwann kam eine Zeit, wo ihr Menschen beschlossen habt, dass ihr uns nicht mehr braucht.

Seitdem sind wir obdachlose und verwahrloste ehemalige Haustiere mitten unter euch, auf euren Straßen, überall in euren Städten und leiden tagtäglich Höllenqualen. Suchen nach Futter und verhungern trotzdem. Suchen nach Obdach und werden lebensbedrohlich durch eure Abwehrmaßen verletzt. Unsere Küken sterben größtenteils noch in ihren Nestern, weil wir sie nicht richtig versorgen können.

Unser Leid ist so offensichtlich, mitten in euren Städten, mitten unter euch. Und doch … sehen die meisten es nicht oder hassen uns sogar. Wie ist das nur möglich, liebe Welt da draußen. Wenn wir uns dieses Schicksal doch nicht selbst ausgesucht haben, sondern der Mensch uns dazu durch seine knapp 6.000-jährige Domestizierung und Züchtung soweit getrieben und uns nun dieses Leben aufgezwungen hat?

Ich wünsche mir, dass die Menschen uns Stadttauben endlich sehen und nicht mehr übersehen. Dass sie den Schaden, den sie an uns angerichtet haben, endlich anerkennen und die Verantwortung für uns übernehmen. Sodass wir endlich ohne Angst, ohne Leid, ohne Hunger, ohne Hass, ohne tagtäglichen qualvollen Tod unter euch Menschen friedlich und behütet leben dürfen.

Ich wünsche mir eine Welt, die nicht die Hölle auf Erden für uns Stadttauben bedeutet. Ich wünsche mir ein Erwachen eurerseits und somit das Ende einer menschengemachten Hölle auf Erden für uns Stadttauben.

Und ich wünsche mir viel Kraft für alle Taubenschützer. Bitte gebt niemals auf. Ohne euch würden wir alle erbärmlich zu Grunde gehen. Mit euch hat wenigstens ein kleiner Teil von uns Stadttauben einen Grund zur Hoffnung. Ihr seht uns und wir sehen euch. Bitte gebt niemals auf.

Änne Stadttaube (Name der Red. bekannt)

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