Vergessener Impfnachweis Kein Zutritt zum Restaurant

Betr.: vergessener Impfnachweis

Nach fast zwei Jahren, in denen meine Mutter (88 Jahre) ihre Freundinnen nicht sehen konnte, war nun endlich am 2. November 2021 ein Treffen in einem Ronsdorfer Restaurant geplant. Ein Freund brachte sie zum Treffpunkt und musste aus Zeitgründen gleich wieder fort.

Das Wiedersehen vor dem Restaurant war für alle eine große Freude.

Beim Einlass in den Gastraum wollte man die Impfausweise der alten Damen sehen, da dem Gastronomen bei einer Kontrolle hohe Geldbußen drohen, sollte jemand ohne gültigem Nachweis ins Restaurant kommen.

Meine Mutter nun hatte ihren Impfpass im Cronenberger Altenheim, in dem meine Eltern seit einigen Wochen leben, vergessen. Der Kellner verwehrte ihr daraufhin den Eintritt – eben gerade mit dem Argument der Geldstrafe. Er ließ sie vor der Tür stehen.

Nun mag man sagen, dass er Recht gehabt habe mit seiner Entscheidung. Die derzeitigen Vorgaben für die Gastronomie machen es den Gastwirten schwer. Eine hohe Geldstrafe würde viele in noch größere Nöte bringen, als es schon jetzt der Fall ist.

Und doch hätte ich ein anderes Verhalten erwartet. Ein einziger Anruf im Heim hätte genügt, um zu erfahren, dass ein Impfpass vorliegt. Wäre es zu einer Kontrolle im Restaurant gekommen, hätte auch hier ein Anruf genügt. Der Gedanke, eine Lösung zu finden, um meiner Mutter doch noch einen schönen Nachmittag zu ermöglichen, stand in keiner Weise im Raum.

Das Recht ist eine Sache – doch richtig zu handeln, ist eine andere Sache.

Es scheint uns schwer zu fallen, den Menschen in dieser Zeit wirklich im Blick zu behalten. Die entstandene Angst und das Misstrauen, resultierend aus den vergangenen Monaten, spalten unser Land und führen in dieser Pandemie zu einem sozialen Desaster.

Ganz gleich, wie unsere persönliche Haltung an dieser Stelle ist, entbindet sie uns nicht von unserem Mensch-Sein.

Anne Fitsch