Corona – und der Umgang damit Ist das wirklich Wuppertal?
Betr.: Corona – und der Umgang damit
Sind wir in Wuppertal jetzt solche? Solche, die stolz sind, Jens Spahn (CDU) aus der Stadt „gejagt“ und dies auf YouTube verbreitet zu haben? Sind wir in Wuppertal nun Corona-Lügner? Sind wir jetzt solche, die eine höchst gefährliche Krankheit als Lüge oder erfunden marginalisieren? Bedrohen wir nun unsere Mitbürger, weil sie sich nicht in wirre Verschwörungstheorien hineinziehen lassen und sich informieren wollen? Beklatschen wir, wenn auch nur online, jetzt ebensolche Taten? Sind wir jetzt diese Stadt?
Nein! Das ist nicht Wuppertal. Das sind nicht wir. Das können wir besser! Ich hoffe, dass das ein reines Missverständnis war.
Wir alle sind durch die aktuelle Lage verunsichert. Nichts ist, wie es im Februar noch war. Wir müssen uns neue Verhaltensweisen angewöhnen, aufeinander achten und uns unterstützen. Wir müssen zum Wohle aller in bestimmten Situationen eine Maske tragen. So unangenehm dies zum Teil auch ist. Die Negativfolgen der Corona-Restriktionen sind in der ganzen Stadt zu sehen und zu spüren. Die Gastro-Branche leidet unter der aktuellen Lage, wie auch der Einzelhandel. Das Einkaufen ist in vielen Fällen deutlich umständlicher als zuvor. Ein Teil unserer Mitbürger hat seinen Job verloren oder musste in Kurzarbeit gehen (bis zu 80.000). Wieder andere alteingesessene Betriebe mussten aufgeben.
Wer sich nun weigert, eine Maske zu tragen oder keinen Abstand einhält, auf privaten Partys im Rudel kuschelt, sich auf Demonstrationen nicht an die Mindestregeln hält oder sich nicht regelmäßig die Hände wäscht, lässt diese Folgen gänzlich umsonst erscheinen und riskiert ein Wiederaufkommen und erneute Schließungen, Jobverluste und Geschäftsaufgaben.
Möchten wir das? Oder möchten wir die Zähne zusammenbeißen und gemeinsam auf eine Verbesserung hinarbeiten?
Wie jede Krise bietet auch diese neue Chancen. Wir sehen es im Luisenviertel und auch im Rest der Stadt. Die Gastro-Betriebe können die Außenflächen bedeutend vergrößern, für Abstände sorgen, aber auch die Attraktivität erhöhen. „Aber die Kellner müssen eine Maske tragen. Da gehe ich nicht hin.“, höre ich nicht selten. Ein jeder sollte jedoch über Folgendes nachdenken: Gehe ich nicht in die Gastro-Betriebe, verdienen diese kein Geld, werden Betriebe aufgegeben und Mitarbeiter entlassen.
Auch die Umwelt konnte sich im Zuge der Corona-Krise ein ganz, ganz, ganz kleines Stück Luft holen. Manche sind anstelle des ÖPNV zu Fuß gegangen oder mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zum Einkaufen gefahren. Das Home-Office konnte sich in vielen Unternehmen durchsetzen und der Berufsverkehr blieb fast vollständig aus. Warum diesen Schwung nicht nutzen und ihn in die Zukunft tragen?
Wir haben die körperliche Ertüchtigung für uns entdeckt. Durch fehlende Alternativen war unter anderem die Trasse sehr beliebt. Die Menschen haben sich draußen aufgehalten und sind Fahrrad, Inliner oder Skateboard gefahren. Andere waren zum Joggen. Auch diesen Schwung sollten wir mitnehmen.
Zum Abschluss die größte Chance: Wir haben uns vermissen gelernt. Wir haben gelernt, dass es schmerzhaft sein kann, sich nicht mit anderen treffen zu können. Wir haben gelernt, dass auch jene mit einem großen sozialen Umfeld schnell in die Einsamkeit geraten können. Wir haben gelernt, dass es schmerzt, Teile der Familie nicht sehen zu können. Nicht gemeinsam zu essen und zu lachen. Also nehmt das mit!
Pierre Blum