Debatte um das Osterholz Grüne Lunge und Klimawandel-Puffer
Betr.: Debatte um das Osterholz
„Erst stirbt der Baum, dann stirbt der Mensch.“ Diese alte indigene Weisheit ist mir zurzeit sehr präsent. Wuppertals grüne Höhen und Naherholungsgebiete sind weit über die Stadtgrenzen bekannt und beliebt. Ich schaue aus meinem Fenster direkt auf einen dieser grünen Hügel, oberhalb der Gesamtschule Kruppstraße. Leider ist deutlich zu erkennen, dass mindestens die Hälfte der Bäume erheblich geschädigt ist. Das ist in vielen Gebieten der Fall.
Angesichts des Klimawandels und des Baum- und Artensterbens dürfen wir nicht nur die profitbegründete Rodung des tropischen Regenwaldes verurteilen. Wir müssen vor der eigenen Türe beginnen: Der Wert und Erhalt von gesunden Bäumen darf nicht dem finanziellen und industriellen Interesse nachgeordnet werden.
Das Osterholz, das in Teilen von einer angedachten Rodung bedroht ist, ist nicht nur ein Naherholungsgebiet mit intaktem alten Wald und mit – teilweise seltenen – Amphibien, Tieren, Insekten und Pflanzen. Es ist auch eine grüne Lunge und ein Klimawandel-Puffer für Vohwinkel.
Das Osterholz ist zudem ein Symbol für einen notwendigen Paradigmenwechsel – einen längst überfälligen Wandel im Denken und Handeln und eine Entscheidung für die Zukunft unseres Planeten: der Erhalt von Natur, von Bäumen, Pflanzen und Lebewesen. Trotz besserem Wissen wird wieder und wieder im Dienste der Wirtschaft, der Industrie und der Profitmaximierung entschieden. Das Osterholz muss als Symbol für den Wechsel in die neue, lebens- und zukunftsbejahende Politik vollständig erhalten bleiben!
Schwer vorstellbar, dass Wuppertal mit Projekten wie „Circular Valley“ auf sich aufmerksam macht und gleichzeitig einen Wald einer Industriehalde opfern würde, für die es mit Sicherheit umweltfreundlichere Alternativlösungen gibt. In den 70er Jahren war Wuppertal stolz auf das größte innerstädtische Autobahnkreuz… Es sollte nicht in Kürze stolz sein auf die Abholzung eines wunderschönen Waldes…
Die entscheidende Ratssitzung am 17. Juni 2021 wird von vielen Wuppertaler*innen mit großem Interesse verfolgt werden – vor Ort und in den Medien.
Zum Glück hat Wuppertal einen grünen Oberbürgermeister, der für den genannten Paradigmenwechsel steht. Daher gehe ich optimistisch davon aus, dass in der Sitzung in der historischen Stadthalle mit großer Mehrheit gegen die Rodung entschieden wird.
Prof. Dr. Mona-Sabine Meis