Bürgerticket Einfach mal ausprobieren
Betr.: Bürgerticket
Die geifernde Abwehr des Bürgertickets ist größtenteils nur möglich, weil einige Punkte des Konzepts nicht berücksichtigt werden:
1) Im Gegensatz zum Zwangsgeld für den öffentlich-rechtlichen Parteifunk wird beim Bürgerticket darauf Rücksicht genommen, ob ein Betroffener überhaupt die Möglichkeit hat, das Angebot zu nutzen. Die Details wären zwar noch auszuhandeln, aber die schon bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen sind da eindeutig. Das heißt Mitbürger zum Beispiel aus Linde oder Schöller würden von der Einführung des Bürgerticket wohl nicht tangiert – es sei denn, sie bekämen doch noch einen "S-Bahnanschluss mit zehn Minuten Takt".
2) Der in den Landtag eingebrachte Antrag beschäftigt sich nicht mit der Einführung eines Bürgertickets, sondern bezieht sich auf gesetzliche Bestimmungen, die die Durchführung eines zeitlich begrenzten Modellversuchs erst ermöglichen würden. Würde er angenommen, könnte erst mit der eigentlichen Debatte über einen Modellversuch und seine Ausgestaltung begonnen werden.
3) Beim Bürgerticket geht es nicht um ein Rettungskonzept für die ineffizienten und maroden WSW (Schwebebahndesaster, 20-Minuten-Takt), sondern um den Aufbau eines leistungsfähigen, den Stadtraum und -verkehr entlastenden ÖPNV, wie er für eine lebenswerte und leistungsfähige Stadt des 21. Jahrhunderts unabdingbar ist. Die WSW werden von ihren aktuellen und ehemaligen Beschäftigten in der Stadtführung – so sie denn wiedergewählt werden – auch ohne Bürgerticket, aber dennoch zu Lasten des Geldbeutels der Bürger, durchgefüttert werden.
Als 1993 das Studententicket (= „Bürgerticket" für eine begrenzte Anzahl von Privilegierten) eingeführt wurde, gehörte ich als autofahrender Betroffener zur Ablehnungsfront. Praktisches Erleben und Nutzen überzeugten mich über die Jahre von dem Konzept und heute vermisse ich mein „Studententicket". Ganze Generationen von Studenten nach mir sehen das ebenso.
Ergo: Lasst uns das Bürgerticket doch einfach mal zeitlich begrenzt ausprobieren – mehr will auch die Bürgerticket-Initiative und der Antrag im Landtag nicht.
Arnim v. Herff