Leser Der Versuch einer Kleinstadt

Betr.: Pina Bausch-Tanzzentrum

Ein Tanzzentrum ist zu teuer und nicht angemessen.

Wuppertal klebt an Pina Bausch — wahrscheinlich auch das einzige Aushängeschild, was diese Stadt noch zu bieten hat, denn die ständig ausfallende Schwebebahn kann es wohl nicht sein.

In den 70er und 80er Jahren war Pina Bausch hip, modern und eine ganz andere Art des Tanzes. Heute ist das nichts Spektakuläres mehr. Fast alle Städte im Umkreis haben ähnliche oder weitaus bessere Tanztheater.

An das Niveau einer Balletttruppe von Martin Schläpfer (Deutsche Oper am Rhein) oder Ben Van Cauwenbergh (Aalto Theater, Essen) und Bridget Breiner (Stadttheater Gelsenkirchen) kommt Wuppertal längst nicht mehr heran — was natürlich auch kein Tanzzentrum rechtfertigen würde.

Die heutigen Tänzer der Pina-Bausch-Truppe sind auf ihre Art ganz gut. Trotzdem fehlen den alten Stücken Größen wie Minarik, Großmann, Endicott und andere. Man sollte diese Stücke, deren Themen auch nicht mehr ganz zeitnah sind, gar nicht mehr aufführen.

Ich bin dafür, Pina Bausch endlich ins Theatermuseum zu verfrachten, und wenn ein Tanztheater in Wuppertal noch notwendig sein sollte, hier ein ganz Neues aufzubauen. Natürlich ohne Tanzzentrum.

Ich frage mich ohnehin: Was soll dieses überteuerte Tanzzentrum bewirken? Erwartet man hier die ganz großen Balletttruppen zu Gastspielen? Der Versuch einer Kleinstadt wie Wuppertal, an die großen Städte im Umkreis anzuknüpfen. Klappt aber nicht.

Axel Kakoschke

(Rundschau Verlagsgesellschaft)