Erste Premiere im K4-Theater Starke Darsteller und tolle Kostüme
Wuppertal · Die Wuppertaler Theaterszene lebt! Sie ist angeschlagen nach der langen Zwangspause. Aber die Theater sind noch da. Mit dem K4 am Neuenteich 80 hat sogar ein neues seine Türen geöffnet und nun die allererste Premiere gefeiert.
Hätte es jemals die Möglichkeit gegeben, dass die Titanic nach der Kollision mit dem Eisberg wieder auftaucht, wäre dies zu beobachten sicher ähnlich faszinierend gewesen wie die erste Aufführung im K4. Hier tauchte das Sprechtheater wieder auf. Die Freude des Publikums und die Spannung der Kulturschaffenden war beinahe mit Händen zu greifen. Nach der langen Corona- Zwangspause für Veranstaltungen ist das kleine Theater eines der ersten in NRW, das drinnen spielt – mit Schutzkonzept und nur vor 30 Personen. Das K4, das mit vollem Titel „Theater für Menschlichkeit“ heißt und in den Räumen des ehemaligen Marionettentheaters zu finden ist, war während des Lockdowns entstanden. Die vierköpfige Schauspielerfamilie Köhler (K4), Vater Kris, Mutter Mona und die zwei Töchter Lina (15) und Elli (14) haben die Spielstätte übernommen. Acht Monate hatten sie während der Lockdownphase für die Eröffnung geprobt – immer vor leeren Stühlen, wie Kris Köhler nach der gelungenen Premiere mit Tränen in den Augen berichtete.
Die zeitgenössische Interpretation von „Der kleine Prinz“, dem bekannten Buch von Antoine de Saint-Exupéry, stammt ebenfalls aus seiner Feder. Auch die Regie hat er übernommen. Mona Köhler hatte sich um das Bühnenbild gekümmert, das die einzelnen Stationen des Kleinen Prinzen stellenweise schon comichaft zeigt. Phantastisch im doppelten Wortsinn sind die Kostüme von Anna Hörling. Sei es der wie gezeichnet wirkende zerfetzte Overall des Piloten (Kris Köhler), der in der Wüste abstürzt und dort auf den Kleinen Prinzen (Elli Köhler) mit seinem blauen Mantel und den passenden Filzschühchen trifft. Oder das mit Federn geschmückte Kleid vom eitlen Pfau sowie der Pelz des Fuchses (beides: Lina Köhler). Oder das Business-Outfit der Sternen-Buchhalterin (Mona Köhler), das von Geldzeichen geziert wird: Alles wirkt wie in einer Zeichnung und trägt damit der Buchvorlage Rechnung.
„Der Kleine Prinz“ wird häufig als Kindergeschichte bezeichnet. Dass die Kernbotschaft des Buches „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ aber eine philosophisch-poetische ist, wird in der Inszenierung des K4 sehr deutlich. Daher ist das Stück eher für Kinder ab zwölf Jahren geeignet. Es gibt eine Einleitungsszene, in der dargestellt wird, was der Lockdown mit den Menschen gemacht hat – Einsamkeit, Eingesperrtsein in den eigenen vier Wänden, Verlust der Sozialkontakte.
Dem stehen die Abenteuer des Kleinen Prinzen gegenüber, der auf der Suche nach Freunden auf fremde Planten reist und schließlich auf der Erde Freunde findet, den Fuchs und den Piloten, dann aber wegen seiner Freundin, der Rose, auf seinen Planeten zurückkehrt. Die Geschichte allein ist schon anrührend. Das Zusammenspiel des Ensembles, das die teils stark überzeichneten Charaktere wunderbar vermittelt, verdient Lob.
An wenigen Stellen sind die Monologe etwas zu lang geraten, dann schwenkt die Aufmerksamkeit der sonst gebannten Zuschauer vielleicht hin zu Bühne und Kostümen. Beachtlich sind die schauspielerischen Leistungen der beiden Köhler-Töchter, die mit ihren Eltern bald auf dem gleichen hohen Niveau spielen dürften. Hier ist jede Menge Potenzial!
Der berührendste Moment war ohne Zweifel der, als eine glückliche Familie Köhler beim Schlussapplaus auf der Bühne stand und Vater Kris vor Rührung kaum sprechen konnte. „Es ist schön, wenn die Anspannung abfällt“, sagte er schließlich und bedankte sich bei den zahlreichen Menschen, die das K4 unterstützen.