Ohne Text und ohne Wasser

Das Wuppertaler Impro-Theater hat einen Spielort im ehemaligen Freibad Mirke gefunden.

Theater ohne Text, und das in einem Bad ohne Wasser: Das klingt etwas verrückt. Eigentlich steckt aber viel Idealismus dahinter. Denn das Freibad Mirke, wo seit Jahren nicht gebadet werden kann, wird bis heute von Förderern und Kreativen am Leben gehalten. Und seit kurzem hat eben auch das Impro-Theater seinen Platz auf dem Badgelände.

Vorgeschichte: Auf dem Trockenen saßen gewissermaßen auch die jungen Spielwütigen um den "Container" der Wuppertaler Bühnen. Denn als mitsamt der alten Intendanz auch die Theaterpädagogen Miriam Rösch und Markus Höller gehen mussten, bedeutete dies vorigen Herbst auch das Ende für ihre bunte Kunst-Plattform.

"Eine Schande", fanden damals Ex-Mitglieder des Bühnen-Jugendclubs, der hier gewissermaßen zum Stamm-Team gehörte. Nicht jeder von ihnen war zwar zuletzt noch aktiv gewesen — aber schon die Erinnerungen reichten wohl für produktive Empörung: "Der Container ist weg, es lebe das Theater!" — ohne falsche Scheu vor Theaterpathos luden einige Unentwegte um Jascha Markuse im September die einstigen Mitspieler zum Wiedersehen.

"Inzwischen treffen wir uns jeden Montag hier zur Probe", erzählt Sarah Prinz, die 2010 bei der Jugendclub-Produktion "Per Anhalter durch die Galaxis" dabei war. "Als wir nach Mitspielern suchten, haben sich schnell viele Interessierte gemeldet." Erstmals vor Publikum trat die Truppe dann am 17. Januar — mit einem Improvisations-Abend.

Gut 80 Zuschauer (das heißt volles Haus) verfolgten gespannt diese unterhaltsame, aber eigentlich ziemlich anspruchsvolle Theaterdisziplin: Wie soll man in Sekunden zufällige Zuschauer-Vorgaben ins Bühnengeschehen einbauen, wenn auf zuvor verteilten Zetteln nur steht "Rhinozeros" oder "Desoxyribonukleinsäure"? Mit gewitztem Zusammenspiel entstehen auch ganze Geschichten: So wurde aus einer Szene auf der Parkbank eine abgedrehte Handlung um Penner, denen unter dem Einfluss des nahen Atomkraftwerks ein dritter Arm wächst. Etwas draus machen — so kann es gehen, wenn man auf dem Trockenen sitzt.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)