Schauspiel und Musik Frau Pachl will hoch hinaus
Wuppertal · Die Schauspielerin Philippine Pachl macht auch Musik. Eine eigene Band war immer ihr Traum, den sie sich mit "Philis Virgos" jetzt erfüllt hat.
Hoch hinaus. Wenn nicht Programm, so ist das doch fester Wille von "Philis Virgos", einer Band in den Startlöchern. Von Frontfrau Philippine Pachl haben die "Jungfrauen" (lat. und engl. virgo) nicht nur den Vornamen, sondern ganz sicher auch eine Dosis Zuversicht. "Ganz nach oben", trällert Philippine dann auch vom Dachgeschoss des Ölberg-Hauses hinunter und lässt diese knappe Wegbeschreibung nahtlos in der Melodie eines Songs verfließen. Derlei wird sich noch mehrfach wiederholen, im Auto, aus dem Nachbarzimmer herüber, mitten im Gespräch.
Pachl ist Musik, in der Wagner-Stadt Bayreuth als Tochter eines Opernregisseurs und Intendanten geboren, nach glücklichem Aufwachsen samt Klavierunterricht in München und Hannover, dann das Studium am Salzburger Mozarteum. Klingt nach schwerer Muse, erweist sich im realen Leben aber als völlig lockeres Energiepaket. "Meine Anfänge lagen in der Elektro-Pop-Szene", sagt sie, als sei das gar kein Bruch mit der E-Musik-Vergangenheit. Das heutige Schaffen beschreibt Philippine Pachl als "housig, gemischt mit Soul und Funk". Bluesiger Herzschmerz sei ebenso in ihren Kompositionen wie der luzide Traum, der Zustand, in dem der Träumer weiß, dass sein Erleben nicht real ist.
Sie schreibt also ihre Texte selbst und komponiert, die Band arrangiert. Die Beats sind bewusst einfach gehalten, um elektronisch bestehen zu können und die Musik ohne Probleme tanzbar zu halten. Wer es unplugged hört — je nach Verwendungszweck der Songs und Ort der Gigs kommt das vor —, erlebt eine andere Dimension. Bedeutung hat dabei auch, dass die "Virgos" eher ein Projekt in Wandlung als eine feste Band sind. Dabei existiert das Bewusstsein, dass mit jedem Auftritt auch der nächste Kurswechsel nahen kann. "Wir sind offen für alle Richtungen."
Bleibt die Frage, wer "wir" ist. Momentan sind es Lucas Terhaar (Gitarre, Gesang), Martina Schiffer-Gottfried (Bass), Tim Grünewald (Schlagzeug) und als feste Größe Philippine Pachl. "Eine eigene Band zu haben, war für mich immer ein Traum", sagt sie. Bassistin Martina empfindet ganz ähnlich: "Musik macht mich unendlich glücklich — und dass wir mit 'Philis Virgos', der ersten Band, in der ich mitspiele, direkt mit so großartigen Menschen Originalsongs entwickeln und spielen können, ist für mich eine wunderbare, erfüllende Fügung."
Die Theaterbühne ist das, womit Wuppertaler die Musikerin Pachl zuerst verbinden. Ihre Festanstellung als Schauspielerin bei den Bühnen führte sie überhaupt erst nach Wuppertal, wo sie die typischen Stationen der Zugereisten durchlief: vom ersten Schrecken über die schmerzvolle Eingewöhnung bis zur echten Hingabe. "Hier mischen sich Musik- und freie Szene, man hat die Ansprechpartner in Reichweite und ringsum viele Großstädte."
Gegensätze oder Unvereinbarkeiten zwischen Musik und Theater sieht Philippine Pachl nicht. Eines beflügele das andere, wobei es sehr beruhigend sei, eine Festanstellung im Rücken zu wissen, um das Dasein als Musikerin rundum genießen zu können. Während sie im Schauspiel gleichsam inszeniert wird, ist Pachl in der Musik diejenige, die selbst inszeniert. Ganz oben auf dem Plan steht Arbeit im Studio, um mit den Aufnahmen auch andere Städte erreichen zu können. Der Erfolg dort ist für sie keine Frage des Ob, sondern des Wann. "Ich glaube nicht, dass wir scheitern."
Immerhin liegen schon jetzt Anfragen für ein Festival für Chemnitz und einen Gig in Berlin vor.