Fiktiver Dialog mit Goethe
Wuppertal · Im Rahmen der Kulturreihe "Orientexpress" zeigt das "Theater Anderwelten" am Mittwoch (19. August 2015) ab 19.30 Uhr im Theater am Engelsgarten "Sunays Coming-Out oder der Neue West-östliche Divan". Der Eintritt ist frei.
Schon seit einiger Zeit arbeiten die Tänzerin Chrystel Guillebeaud, die Musiker Charles Petersohn und Michael Hablitzer, der Schauspieler Olaf Reitz sowie der Regisseur Heiner Bontrup bei verschiedenen Projekten zusammen. Jetzt gründeten sie unter dem Namen "Theater Anderwelten" ein neues Ensemble, das sich heute Abend präsentiert.
Ausschlaggebend für den Auftritt, bei dem es um die Beziehung zwischen Orient und Okzident geht, war eine Anfrage der Caritas an Heiner Bontrup und Charles Petersohn, einen Abend für die Reihe "Orientexpress" zu gestalten. "Mir fiel sofort die von 200 Jahren erschienene Gedichtsammlung 'West-östlicher Divan' von Goethe ein. Mit Hilfe dieser Texte wollte ich erforschen, ob nach den terroristischen Anschlägen ein wirklicher west-östlicher Dialog noch möglich ist", erklärt Bontrup, der zusammen mit Melanie Mägdefrau für die aktualisierte und ergänzte Textfassung zuständig ist. Das Autoren-Duo verwickelt die 26-jährige Muslima Sunay in einen fiktiven Dialog mit Goethe. Sie hat Germanistik studiert, erlebt nun mit, wie der Riss zwischen Orient und Okzident entsteht. Je mehr sie sich mit dem deutschen Dichter auseinandersetzt, um so mutiger wird sie, um zu neuen Ufern aufzubrechen.
Das Stück ist als interdisziplinäres Projekt angelegt: So wird die Tänzerin Chrystel Guillebeaud Sunay verkörpern, Claudia Gehrke ihr ihre Stimme geben. Olaf Reitz spricht Goethe, Charles Petersohn sorgt für den Soundtrack, Frank N. ist für das Videobühnenbild zuständig.
"Für mich ist das Stück eine echte Herausforderung, bei der ich fast 80 Minuten auf der Bühne bin, kann mich nicht nur auf meine Fähigkeiten als Tänzerin verlassen. Über die ganze Zeit muss ich die Spannung halten, auf Text und Musik reagieren, eine Balance halten", so Chrystel Guillebeaud, die auch selbst die Situation des Fremdseins, fern der Familie, kennt.
Charles Petersohn betritt ebenfalls Neuland, schafft eine Mixtur aus fertiger Musik und Klang-Ebenen: "Es ist eine spannende Arbeit, bei der ich versuche, Homogenität zwischen den verschiedenen Ebenen herzustellen, sowohl die Bewegungen von Chrystel, als auch die Stimmen von Claudia und Olaf klanglich zu unterlegen".