Auftakt der Wuppertaler Literatur Biennale Ein Literaturfest in der gesamten Stadt

Wuppertal · Zum Auftakt der Wuppertaler Literatur Biennale sind am 24. und 25. Mai 2016 mit Frank Witzel, Jenny Erpenbeck, Katharina Hacker und Saša Stanišić gleich vier der renommiertesten jüngeren Autorinnen und Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur zu Gast.

Jenny Erpenbeck.

Foto: Katharina Behling

"Utopie Heimat" ist das Thema der diesjährigen Biennale, die bis 4. Juni in 31 Veranstaltungen große Name und brillante Neuentdeckungen vorstellt.

Frank Witzels "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969" nimmt nicht nur aufgrund der Auszeichnung mit dem Deutschen Buchpreis als "Bester Roman des Jahres 2015" einen besonderen Rang ein. Er erkundet in seinem in über 15 Jahren Schreibzeit entstandenen Roman das kollektive Unbewusste der BRD, das angefeuert von uneingestandener Schuld, Pop-Eskapismus, Hippietum, Gewaltfantasien und Religion vor sich hinbrodelte — und aus dem auch heute noch Verdrängtes aufsteigen kann. Am Dienstag (24. Mai 2016) wird die diesjährige Biennale mit einer Lesung von Frank Witzel eröffnet, das anschließende Autorengespräch führt Hubert Winkels (Deutschlandfunk). Im Barmer Bahnhof, 19:30 Uhr.

Jenny Erpenbeck hat mit "Gehen, ging, gegangen" einen brandaktuellen Tatsachenroman geschrieben: Mit dem pensionierten Professor Richard, der sich nach einigem Fremdeln den Flüchtlingen vom Oranienplatz annimmt, zeigt sie, wie ein offenes Aufeinanderzugehen aussehen könnte, ohne dabei bürgerliches Gutmenschentum zu bemühen. Damit ist ihr nicht nur ein literarisches Lehrstück über Aufrichtigkeit gelungen sondern auch zahlreiche eindringliche und persönliche Porträts über afrikanische Asylsuchende. Am Mittwoch (25. Mai 2016) um 19:30 Uhr im Barmer Bahnhof. Lesung. Jenny Erpenbeck im Gespräch mit Sandra Kegel (FAZ).

Saša Stanišic, 2014 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet, fällt immer wieder als begnadeter Geschichtenerzähler auf und wurde durch seine Romane "Wie der Soldat das Grammofon reparierte" (2006) und "Vor dem Fest" (2014) einem breiten Publikum bekannt. "Heimat" wird in seinen Beschreibungen der Landschaften und ihrer Bewohner geradezu physisch greifbar. Auch sein neuestes Werk "Der Fallensteller" sorgt für Furore. Saša Stanišić, 1978 in Višegrad (Bosnien-Herzegowina) geboren, flüchtete 1992 mit seinen Eltern vor dem Bürgerkrieg nach Deutschland. Lesung am Mittwoch (25. Mai 2016) um 19:30 Uhr im Katholischen Stadthaus. Saša Stanišic im Gespräch mit Hubert Spiegel (FAZ).

Katharina Hacker wird ihren neuesten Roman "Skip" vor: In der Mitte seines Lebens macht der israelische Architekt Skip Landau eine Erfahrung, die er mit niemandem teilen kann: Eine innere Stimme ruft ihn an Orte, wo wenig später eine Katastrophe geschieht - ein Zugunglück in Paris, ein Flugzeugabsturz in Amsterdam. Offenbar soll er einzelne Sterbende auf ihrem schwierigen Weg in den Tod begleiten. Aber was soll, was kann er tun? Aus der Beobachterperspektive des Protagonisten, der der Sohn eines jüdischen Vaters ist und sich als Eingewanderter nur als halber Israeli fühlt, zeigt die Autorin das Land, die Stadt und ihre Bewohner, nicht zuletzt die Konflikte in kritischen Worten und meisterhaften, mitreißenden Bildern. Am Mittwoch (25. Mai 2016) um 19:30 Uhr in der "börse", begleitet von Jörg Plath als Moderator.