Ruhrfestspiele am Uellendahl
Wuppertal · "Mare Nostrum — Unser Mittelmeer" ist das Motto, unter dem in diesem Jahr die Ruhrfestspiele in Recklinghausen stehen. Damit wird sowohl Bezug auf die Wiege der europäischen Theaterkultur im römischen Reich als auch auf die aktuelle Flüchtlingskrise genommen.
In diesem Kontext inszeniert der Wuppertaler Theatermann und Autor Ulrich Zaum "Das große Welttheater" nach Motiven von Calderón, Milton und Sebastian Brant.
Noch stehen die Reste von Tony Craggs Bühnenbild zu "Romeo und Julia" in einer Ecke — doch jetzt ist es eine kleine Bühne, wie sie auf jedem Dorfplatz im Süden stehen könnte, die die Blicke in den Riedelhallen auf sich zieht. Auf ihr und vor ihr wird intensiv und hoch konzentriert geprobt. Hier erarbeitet Regisseur Ulrich Zaum sein großes Welttheater, zu dem er den Text komplett selbst geschrieben hat.
"Diese Inszenierung ist eine Koproduktion zwischen meinem Theater Rayo und den Ruhrfestspielen. Da der Etat beschränkt ist, bin ich froh, hier proben zu können. Außerdem habe ich in Wuppertal den Rückhalt meiner Familie und kann auf meinen langjährigen Freund und Schauspieler Hans Richter zählen", erzählt der Regisseur, der seine Produktion nach den Ruhrfestspielen auch gerne auf anderen Festivals zeigen möchte.
Doch erst einmal stehen die Ruhrfestspiele im Vordergrund, sehr viel Zeit bleibt nicht mehr, denn die Premiere im Recklinghäuser Theaterzelt im Park ist bereits für den 24. Mai angesetzt.
Neben Publikumsliebling Hans Richter, der den Tod spielt, gibt es für Wuppertaler Besucher ein Wiedersehen mit Marco Wohlwend, einst Protagonist im Ensemble von Christian von Treskow, der dem Teufel Gestalt verleiht. Und da es um die großen Figuren der Menschheit geht, dürfen auch Adam und Eva nicht fehlen, hier sind Silvia Munzón López und Dirk Volpert zu sehen, die den Wuppertalern ebenfalls bekannt sein dürften.
Doch die vier Schauspieler aus Fleisch und Blut erhalten Unterstützung durch riesige Puppenköpfe und Marionetten, die, wie die Bühne, vom spanischen Künstler Jaime Olivares gebaut und vom Puppenspieler und Musiker Jan Mixsa zum Leben erweckt werden.
"Mich hat es immer schon gereizt, die großen Figuren der Menschheitsgeschichte auf die Bühne zu bringen. Stück und sämtliche Texte habe ich geschrieben, meine Hommage an Calderón ist der Sprachrhythmus, den ich übernommen habe", erläutert Zaum. "Ich zeige drei wesentliche Elemente der Menschheitsgeschichte und beginne mit der Vertreibung aus dem Paradies. Sodann den Teufel als gebrochenen Helden, als Gottes liebster Engel, der in Ungnade gefallen ist und wie ein Rebell die Welt zerstören möchte. Er will die Menschen verführen, sie aus ihrem geborgenen Raum vertreiben, ihnen die Sicherheit, die sie durch die Einhaltung der Gebote genießen, nehmen. So erweckt er Evas Sinnlichkeit und Autonomie", sagt Zaum, der sich seit 15 Jahren mit diesem Thema beschäftigt.
Und so kommt sein Tod auch nicht als Sensenmann daher, sondern eher als ein Kaspar Hauser, ein eigenartiges Kind, das dazugehören will, was nicht klappen kann. Zaum erläutert : "Der zweite Akt ist ein Totentanz, Tod und Teufel geben den Ton an. Der Teufel möchte den Tod auf seine Seite ziehen, ihm klar machen, dass er nicht zu den Menschen gehört, auch weil er keine Tränen hat. Dennoch bleibt mein Tod eher der Erlöser, der Freund der Menschen."
Im Schluss konfrontiert er schließlich die Menschen mit ihrer innerlichen Leere: "Alle machen weiter, treiben haltlos durchs Universum, sind laut und lustig, wollen so die Angst und den Tod verbannen", erklärt Ulrich Zaum sein kleines poetisches Theaterstück, das nie bombastisch ist, mit dem gekonnten Einsatz besonders der kleinen Puppen für rührende Momente sorgt und mit vier Darstellern besticht, die ihr Handwerk perfekt beherrschen.