Egal, aus welchem Land man kommt
Wuppertal · Kultur verbindet — unter diesem Motto unterstützen der Wuppertaler Verein "Planet K" und das Unternehmen Riedel Communications zwei ähnliche neue Flüchtlingsprojekte im Tal.
Victoria, Laura, Joy und Danilo bringen sich in Formation. Links und rechts sitzen ihre "Mentoren" Björn Krüger und Armin Alic. Krüger zählt an und gemeinsam performen sie "Butterfly", den ersten, sehr poppigen Lovesong einer Band, die noch nicht einmal einen Namen hat, aber sicher bald einen braucht. Denn das Bandprojekt des Vereins "Planet K" feierte am Samstag, 16. April, den ersten Auftritt bei einer Veranstaltung des katholischen Bildungswerks.
Das Spezielle an der Band ist, dass sie teils aus deutschen Jugendlichen und teils aus Zuwanderern besteht. Jeden Donnerstag ab 18 Uhr trifft sich die Gruppe in der Alten Feuerwache, um zu proben und eigene Songs zu schreiben. Unter dem Motto "Gemeinsam Musik erleben" ist das Ziel des Vereins, Jugendliche aus verschiedenen Kulturen durch Musik zusammen zu bringen.
Jemand, der weiß, wie Musik als Türöffner in einer neuen Heimat wirken kann, ist Berufs-Bassist Armin Alic ("Almanac", "Royal Street Orchestra"). Er kam selbst vor 24 Jahren als Kriegsflüchtling aus Bosnien nach Deutschland. "Die Musik hat mir damals sehr geholfen, neue Leute kennenzulernen", erinnert er sich. Das wolle er jetzt mit "Planet K" weitergeben — "ich empfinde das als meine Verantwortung. Es macht aber gleichzeitig auch unheimlich Spaß", sagt er.
"Planet K" wurde Anfang 2015 von einer Gruppe um Musiker Krüger ("Uncle Ho") ins Leben gerufen. Das K steht für Kultur. "Wir haben uns gefragt, was können wir für die interkulturelle Integration von Menschen tun", sagt Krüger. Nicht Unterschiede, sondern Gemeinsamkeiten sollen im Mittelpunkt stehen. Mittlerweile wird der Verein in seinen Projekten vom Landesmusikrat mit einer niedrigen vierstelligen Summe gefördert. Davon kann neben dem Standort Alte Feuerwache noch ein Projektort gegenüber der Flüchtlingsunterkunft im Arthotel Heckinghausen aufgemacht werden.
Die Resonanz ist durch die wechselnden Teilnehmer immer unterschiedlich. Mal sind eine Handvoll Leute da, mal mehr als zehn, berichtet Krüger. Der eine oder andere musste die Gruppe verlassen, weil oft nicht klar ist, ob die Zuwanderer in Wuppertal bleiben können. Die jungen Musiker haben jedenfalls Spaß an der Sache: "Ich war auf der Suche nach Leuten, mit denen ich zusammen Musik machen kann. Das gehört für mich zu einer Heimat dazu", sagt Victoria (17), die aus Ghana nach Deutschland gekommen ist und als Sängerin beim Songschreiben mitmacht. Danilo (16) kommt aus Italien, kennt Laura und Joy aus der Schule und spielt leidenschaftlich gern Gitarre. "Bei der Musik ist egal, aus welchem Land man kommt", sagt er.
Ein weiteres Kulturprojekt mit Flüchtlingen und Einheimischen hat die Firma Riedel Communications nach Wuppertal geholt. Das Kommunikationsunternehmen finanziert das Musical "Zwischen den Welten" vom Verein Music4Everybody. Schon Anfang April gab es zwei Aufführungen mit insgesamt 800 Besuchern auf dem Firmengelände. Das Konzept verbindet Spaß mit Sprachunterricht: 30 jugendliche Flüchtlinge und 30 deutsche Jugendliche als Paten arbeiten zusammen daran, das Musical auf die Beine zu stellen.
Gleichzeitig bekommen die Zuwanderer Sprachkurse, die ebenfalls in den Räumen von Riedel stattfinden. "Das Projekt ist eine gute Gelegenheit, Kontakt zwischen deutschen und geflüchteten Jugendlichen herzustellen. Sie lernen sich und die Kultur des anderen kennen, und wie man gut miteinander umgehen kann", sagt Sprecher Tom Cragg.
Bei den ersten beiden Aufführungen standen Jugendliche aus Köln auf der Bühne, bald sollen das auch Wuppertaler Jugendliche können. Bei einem Kennenlern-Nachmittag und Anmelde-Casting wurden am 18. April bei Riedel Darsteller gesucht. Das Unternehmen möchte auch noch weitere Unterstützer gewinnen, wie die Firma Leyendecker, die bei den ersten Shows die Technik zur Verfügung stellte.