Zuletzt gelesen: Neue Bücher in der Wuppertaler Rundschau 59 kleine, aber große Texte
Wuppertal · Manchmal taucht aus dem Nichts ein Buch auf, das weitab vom Üblichen Pflöcke einschlägt. „Schwebeblumen“ mit Prosa des 1939 geborenen Bildhauers, Malers und Schauspielers Peter Hohberger, der in Wuppertal lebt, ist so ein Buch.
Herausgegeben hat es das „Literaturhaus Wuppertal“ – und dort vor allem der Hohberger-Freund Hermann Schulz. Der sagt im Vorwort, dass Hohberger über viele Jahrzehnte immer geschrieben, aber kaum etwas veröffentlicht habe. Leicht hätte man einen 1.000-Seiten-Band zusammenstellen können. Geworden sind es dann knapp 140 Seiten mit einer hochkonzentrierten Auswahl von streckenweise ganz erstaunlichen Texten. Die meisten sehr oder ziemlich kurz, wenige etwas länger. In der Buchmitte gibt es eine Fotoserie mit Beispielen der Arbeiten Hohbergers aus dem Sektor der Bildenden Kunst.
Alltag, Arbeit, Reisen in den Süden, Träume, Gedanken, „seltsame“ Begegnungen – darum geht es in den Hohberger-Texten. Nichts Verschraubtes oder gar Erfundenes steht da, sondern sehr Konkretes, scharf Beobachtetes – geschrieben in einer ganz eigenen, hochpräzisen Sprache, die man so nicht oft zu lesen bekommt.
Außergewöhnlich vor allem Hohbergers letzte Sätze. Als atme er durch, schaue zurück, fasse zusammen – und sähe dann noch ein Detail, das nicht vergessen werden darf. Stark auch seine Reise-Facetten – gerade die aus Spanien lange vor dem heutigen Tourismus. Oder handfeste Schilderungen aus einem Arbeiteralltag, zu dem durchaus handfeste Auseinandersetzungen gehören können.
Hermann Schulz spricht im Vorwort von „männlicher Kraft und Liebe zum Leben“. Genau! Peter Hohbergers „Schreibe“ hat immer wieder etwas von Hemingway – ist dem Nobelpreisträger oft auch überlegen. Beispiel: Peter Hohberger schreibt über den Stierkampf. Da heißt es: „Ich saß in der Sonne damals an einem Sommertag um fünf Uhr nachmittags und wollte das, was geschah, so sehen, wie es Hemingway gesehen hatte. Aber ich sah nicht das, was Hemingway sah.“ Peter Hohbergers Texte sind nicht heldenhaft. Sie sind wahr.