Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Doppelter Muttertag
Wuppertal · Mülltrennung ist ja eine Wissenschaft für sich. Ist der Ende 2017 abgelaufene und dann ganz hinten im Kühlschrank vergessene Stinkkäse ein Fall für die Bio-Tonne oder muss ich ihn zum Schadstoffsammelmobil bringen?
Ist die Cola-Light-Flasche wegen ihres Inhalts möglicherweises eine Leichtverpackung für die Gelbe Tonne? Müssen die abgeknipsten Zweige vom eingegangenen Rosmarin in der Küche in den Restmüll oder ist das Grünschnitt? Und wann muss ich die graue, die braune, die blaue und die grünkarierte Tonne eigentlich rausstellen?
Fragen über Fragen, auf die der praktische Müllkalender der Wuppertaler Abfallwirtschaftsgesellschaft Antworten liefert. Sie werden dieses schmale Umklapp-Druckwerk in der Länge eines Grundschulkindes sicherlich auch zu Hause haben.
Wie üblich guckte ich dort auch diese Woche nach, welche Behältnisse an die Straße zu stellen sind, auf dass die fleißigen Müllmännlein und Müllweiblein den Unrat in ihre orangenen Wagen kippen können. „Aha, jau-jau – diese Woche grau und blau“, sang ich vor mich hin, als mich plötzlich etwas irritierte: Auf dem Kalender stand nämlich neben Sonntag, 7. Mai, der eigens in Rot geschriebene Vermerk „Muttertag“. Hatte ich nicht nur Stunden vorher irgendwo Reklame gesehen, die mir ans Herz legte, zum Muttertag selbige auf umfangreiche Rosensträuße zu betten – und zwar exakt am 14. Mai?
Ich rullerte die Tonnen raus und ging der Sache dann im Rahmen einer Tiefenrecherche auf den Grund. Ergebnis: Muttertag ist dieses Jahr bundesweit am 14. Mai und nicht eine Woche vorher. Weil aber bekannt ist, dass die AWG in unserer Stadt sehr viel bewegt, kann man natürlich auch nicht gänzlich ausschließen, dass sie aus irgendwelchen entsorgungstechnischen Gründen eine Verlegung des Muttertags in Wuppertal veranlasst hat. Deshalb habe ich sicherheitshalber da angerufen.
Ich erreichte den Pressesprecher, als er gerade im Auto auf dem Weg nach Canossa war. Tief betroffen wolle er dort im Namen der AWG Buße tun, um sich sodann bei den Müllkalender-Benutzern für den Fehler zu entschuldigen, um den es sich hier eindeutig handele ...
Wobei ich persönlich diesen kleinen Patzer gar nicht so schlimm finde. Müttern kann man schließlich gar nicht genug Dankbarkeit entgegenbringen. Warum also nicht gleich zweimal im Jahr Muttertag – einmal lokal und einmal national? Bei zwei Muttertagen ist zudem die Chance größer, dass man wenigstens einen davon nicht vergisst. Sie werden das Phänomen ja bestimmt auch kennen: Mütter sagen gerne, dass sie zum Muttertag keine Geschenke wollen, weil ihnen der Tag gar nichts bedeute und man sie doch sowieso das ganze Jahr über lieb habe und so weiter.
Hat man dann wirklich nichts oder vergisst den Tag, sind sie aber tödlich beleidigt. Deshalb machen laut einer aktuellen Studie des Handelsverbandes Geschäfte in Deutschland zum Muttertag auch anlassbezogene Umsätze in Höhe 973 Millionen Euro. Dank der AWG werden es 2023 vielleicht noch etwas mehr ...
Bis die Tage!