Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Das Badezimmer 3.0

Wuppertal · In Wuppertal soll ja die Digitalisierung immer weiter voran getrieben werden. Gelegentlich habe ich allerdings den Eindruck, dass die Digitalisierung eher uns treibt als umgekehrt. Seit ich zum Beispiel wegen eines Schadens an unserem Dach einmal das Wort „Undichtigkeit“ gegoogelt habe, bekomme ich jetzt im Internet immer Reklame für „Tena Lady“ eingeblendet. Das treibt mich in den Wahnsinn.

Roderich Trapp.

Foto: Max Höllwarth

Außerdem werden immer mehr Geräte in unserem Zuhause smart und vernetzen sich von selbst mit irgendwelchen anderen, von denen man zum Teil gar nicht wusste, das man sie überhaupt hat. Das nennt man dann Web 3.0 oder das Internet der Dinge. Ich könnte jetzt zum Beispiel vom Klo aus mit dem Handy unseren neuen Fernseher im Wohnzimmer steuern, was aber praktisch nur begrenzt Sinn ergibt, weil ich ihn vom Häuschen aus ja gar nicht sehen kann.

Apropos Klo: Dusch-WCs, die einem nach dem Geschäft automatisch den Popo sauber machen, gibt es ja schon länger. Den Reinigungsvorgang müssen Sie sich ungefähr so vorstellen, als würde sich Rübezahl auf eine bürsten- und lappenlose Autowaschanlage setzen. Jetzt habe ich aber gelesen, dass es demnächst auch smarte Toiletten gibt. Die nehmen unsere Exkremente nicht nur im Empfang, sondern analysieren sie auch direkt und geben dann nützliche Rückmeldungen. Zum Beispiel, ob man zu hohen Zucker hat, gerade Krebs bekommt oder ob der Durchfall besser geworden ist.

Wahrscheinlich werden diese nützlichen Informationen auch direkt an die Krankenkasse geschickt, damit sie uns einschlägige Gesundheitstipps geben kann. Noch während man auf dem Pott sitzt und sich gerade computergesteuert den Popo trocken föhnen lässt, kommt dann schon eine WhatsApp von der Digitalen Gesundheitskasse aufs Smartphone, in der Sachen stehen wie: „Ihren Ausscheidungen entnehmen wir, dass Sie regelmäßiger Konsument von Currypommes und Pils sind. Wir empfehlen Ihnen daher die Teilnahme an unseren Ernährungsberatungs-Kursen. Sollten Sie dem nicht nachkommen, sehen wir uns leider gezwungen, ihren Beitrag nächsten Monat geringfügig nach oben anzupassen.“

Ach so: Das Smartphone haben wir natürlich auf der Toilette immer dabei, weil man damit neuerdings die Klospülung auslösen oder schon mal sein ganz persönliches Wasserszenario programmieren kann, falls man anschließend duschen möchte.

Ich persönlich kenne zwar nur das Szenario „warmes Wasser kommt von oben“, aber die Digitalisierung ist offensichtlich auch im Bad nicht mehr aufzuhalten. Es gibt jetzt schon die ersten Badezimmer-Spiegel, in denen der Sprachassistent Alexa verbaut ist. Man kann ihm dann zum Beispiel sagen, dass er Wasser in die Badewanne füllen soll, während man sich noch die Zähne putzt. Dass auf diese Weise auch ein smartes dreijährige Kleinkind, das sonst gar nicht an die Kräne kommen würde, Ihre gesamte Wohnung unter Wasser setzen kann, müssen Sie allerdings im Hinterkopf haben.

Und noch ein guter, aber wohl nicht ganz smarter Rat von mir: Wenn Sie irgendwann feststellen, dass Sie mit Ihrem Klo oder Ihrem Badezimmerspiegel mehr reden als mit Ihrer Familie, dann sollten Sie dringend mal über Ihr Leben nachdenken. Digitalisierung hin oder her ...

Bis die Tage!