Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Kellermänner

Wuppertal · Diese Woche hatte ich mit meiner Frau einen Meinungsaustausch. Hat aber nicht geklappt. Jeder hat seine behalten. Es ging darum, dass ich mich beim Einkaufen diskriminiert fühle, was sie nicht nachvollziehen kann.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Genau genommen dreht es sich um Schuhgeschäfte: Ist Ihnen auch schon mal aufgefallen, dass in 90 Prozent aller Schuhläden die Herrenabteilung im Keller oder in der obersten Etage liegt? Und dass dieses Herrenzimmer insgesamt höchstens so groß ist wie bei den Damen alleine die Sandalenabteilung? Das kann man unter Geschlechtergerechtigkeits-Gesichtspunkten doch nicht einfach so hinnehmen.

Erschwerend kommt hinzu, dass man den männlichen Besuchern der Schuh-Gruften oder Slipper-Mansarden offenbar nicht zutraut, sich selbstbestimmt zwischen den Regalen zu orientieren. Deshalb arbeiten im Erdgeschoss bei den Damen vorzugsweise hippe Girls, die mit den Kundinnen auf Augenhöhe diskutieren, während den Herren Verkäuferinnen an die Seite gestellt werden, die der Schöpfer des Begriffs "vom alten Schlag" bei dessen Erfindung unmittelbar vor Augen gehabt haben muss.

Viele dieser Hüterinnen der Herrenschuhmode wurden seinerzeit noch bei der Nationalen Volksarmee dazu ausgebildet, männliches Personal streng und effizient zu führen. Sie wittern mich schon, bevor ich überhaupt die Treppe ganz rauf oder runter bin, materialisieren sich dann direkt hinter mir, sobald ich mich dem ersten Regal nähere und feuern dann diese Frage ab: "Kommen Sie zurecht?"

"Im Leben allgemein oder nur hier?", wollte ich an dieser Stelle immer schon mal zurückfragen, aber das fällt mir dann meistens gerade nicht ein. Dabei komme ich im Prinzip natürlich zurecht, weil ich ja wie fast alle Herrenschuhabteilungsbesucher überwiegend nur da stehe, um Wartezeit zu überbrücken. Meine Frau unterzieht nämlich gerade unten (oder oben) die neue Winterstiefelmode einer Prüfung, gegen die gerichtsmedizinische Untersuchungen eher oberflächlich sind. Und was soll ich in der Zeit sonst machen? Deshalb antworte ich wie fast alle Männer an dieser Stelle wahrheitsgemäß: "Danke, ich gucke nur."

Mit diesem schwammigen Statement kommt man bei einer halbwegs gestandenen Schuhfachverkäuferin natürlich nicht durch. Sie wird daher Sekunden später wieder aus dem Nichts auftauchen und knallhart nachsetzen: "Welche Größe haben Sie denn?" Das ist eine relativ persönliche Frage. Aber auch eine verdammt clevere, mit der sie die konsumunwillige Spreu vom feinen Kundenweizen trennt. Sage ich "44", führt sie mir unmittelbar die neuesten Bequemschuhe mit Büffelkorksohle oder trendy Sneaker mit diesem Gummimaterial vor, aus dem früher Kaugummis gemacht wurden. Beide wollte ich schon immer mal nicht haben, muss aber jetzt aufwändig erklären, warum nicht. Sage ich auf die Größen-Frage jedoch gar nichts, habe ich ein schlechtes Gewissen und allen Grund, schleunigst zu verschwinden.

Ein Schuh wird so oder so nicht draus. Weder im Keller noch unter dem Dach ...

Bis die Tage!