Premiere im TIC-Theater Cronenberg mag’s heiß
Wuppertal · Marilyn Monroe lebt und steht im Theater in Cronenberg (TiC) auf der Bühne. In „Sugar – Manche mögen’s heiß“ swingt und singt sie.
Natürlich ist es nicht die echte Marilyn, sondern ein beeindruckendes Double, das im Atelier in Unterkirchen das Publikum begeistert. Anastasiia Jungk sieht mit blonder Perücke und 1920er-Jahre-Kleidung dem Original nicht nur ähnlich, sondern klingt auch so. Wenn sie als Sugar Kane „I wanna be loved by you“ haucht, wähnt man die echte Marilyn am Mikrofon.
Überhaupt ist die neueste Musical-Produktion von Ralf Budde (Regie) und Stefan Hüfner (musikalische Leitung) musikalisch und schauspielerisch beachtlich. Die (Laien-)Darstellerinnen und Darsteller, die zum Teil seit Jahren zum TiC-Ensemble gehören, haben offenbar während der Lockdown-Zwangspause ihre Talente weiter ausgebaut. Einige sind inzwischen sogar professionelle Sängerinnen und Sänger oder in der Ausbildung dazu. Das Premierenpublikum zeigte sich entsprechend begeistert.
Die Handlung von „Sugar“ ist eine gestraffte Fassung des Films „Manche mögen’s heiß“ von Billy Wilder. Das Musical mit der Musik von Jule Styne spielt in den 1920er Jahren in Chicago und Miami. Zwei Musiker (hier: Florian Siegmund und Maximilian Leuchter) beobachten einen Mafiamord und tauchen – als Frauen verkleidet – in einer Damenkapelle unter. Dort lernen sie das naive Blondchen Sugar kennen und lieben.
Wie die beiden Männer als Josephine und Daphne ihre ersten Auftritte mit Stöckelschuhen und BH meistern, sorgt im TiC für große Erheiterung. Natürlich klappt es erst mal nicht so recht; Slapstick gehört dazu. Später tanzen sie dann nicht mehr aus, sondern recht elegant in der Reihe (tolle Choreografien von Nina Jestel, die auch Kapellmeisterin Sweet Sue spielt).
Das Bühnenbild von Jan Bauerdick und Benedikt Fiebig mit von der Decke hängenden, verschiebbaren Elementen macht die 1920er Jahre mit den jeweiligen Orten sichtbar. Die Kostüme von Noëlle Wörheide, wie die gedeckte Badekleidung, die die Damen (und Herren) am Strand von Miami tragen, runden das Bild ab.
Es ist eine gelungene Produktion, die für ein Laienensemble eine künstlerisch beachtliche Qualität aufweist und tolle Unterhaltung bietet. Der einzige Wermutstropfen bei der Premiere war die zu enge Varieté-Bestuhlung im Atelier. Die Gäste konnten sich die Stühle um die Tische selbst in Position schieben, was viel Umsicht forderte, um nicht den Nebenleuten vor der Nase oder quasi auf dem Schoß zu sitzen. Ein Durchkommen zum Platz war da bisweilen sehr schwierig und die Sicht eingeschränkt.
Davon sollte sich aber niemand abhalten lassen, „Sugar“ anzuschauen.