CCW-Präsident Wilfried Michaelis „Noch nicht aufgegeben, einen Rosensonntagszug zu machen“
Wuppertal · Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind hat den designierten Karnevalsprinz Ralf III. sowie das Kinderprinzenpaar Mike I. und Vivien I. am Dienstagnachmittag (22. Oktober 2024) im Rathaus empfangen. Sie erhalten ihre Insignien am 16. November in der Glashalle der Stadthalle. Unterdessen steht fest, dass auch in der Session 2024/25, die unter dem Motto „Venedig, Rio, Wuppertal – alle feiern Karneval!“ steht, kein Rosensonntagszug startet. Warum, erklärt Wilfried Michaelis, der Präsident des Carneval Comitees Wuppertal (CCW), im Rundschau-Interview.
Rundschau: Herr Michaelis, wie viele Menschen sind im Wuppertaler Karneval aktiv?
Michaelis: „Es sind um die 1.000 inklusive Familienmitgliedern, die immer etwas tun, damit der Karneval in Wuppertal weiterlebt. Insgesamt gibt es 14 Gesellschaften.“
Rundschau: Der Hoppeditz erwacht am 11.11. ab 16 Uhr auf dem Rathausvorplatz in Barmen, dort steigt am 2. März 2025 ebenfalls die Open-air-Party. Einen Rosensonntagszug, der zuletzt 2019 startete, ehe ihn erst Windböen (2020), dann Corona (2021 und 2022) sowie schließlich Finanznöte (2023 und 2024) stoppten, gibt es erneut nicht. Warum?
Michaelis: „Es gibt deswegen keinen Rosensonntagszug, weil die finanzielle Lage der einzelnen Vereine nicht ausreicht, um die Kosten, die sie als Verein zu tragen haben, zu stemmen. Wir haben hier in Wuppertal keine Möglichkeit, Wagen zu bauen. Wir müssen die leihen, und dann kostet ein Wagen zwischen 1.100 und 1.500 Euro. Dazu kommen 4.000 bis 5.000 Euro für Kamelle, die jeder Verein für sich kaufen muss für die 6,7 Kilometer lange Strecke. Daran hakt es.“
Rundschau: Gibt es keine Einnahmequellen?
Michaelis: „Wir vom CCW können mit den Geldern, die wir haben, die Vereine nicht unterstützen, denn wenn wir einen Zug veranstalten, müssen wir das gesamte Umfeld, dazu gehören das Aufstellen von Schildern, die Sicherheit und die Musikgruppen, selber zahlen. Das ist momentan unser Dilemma. Geld durch Veranstaltungen zu verdienen ist deswegen so schwierig, weil wir kaum Veranstaltungsräume mehr haben. Die die, die es gibt, können wir nicht bezahlen.“
Rundschau: Gibt es einen Ausweg?
Michaelis: „Zunächst einmal müsste die Stadt Wuppertal bereit sein, die Kosten zu übernehmen, die durch das von ihr geforderte Sicherheitskonzept entstehen. Das ist ein hoher Betrag. Würde das gemacht, hätten wir die Möglichkeit zu gucken, wie weit wir vom CCW die Vereine unterstützen können, um so wieder einen Zug auf die Beine zu stellen. Ich habe das noch nicht aufgegeben, einen Rosensonntagszug zu machen. Wir haben unheimlich viele Hürden, die wir da überspringen müssen. Aber wir arbeiten daran. Mein Traum ist, dass wir wieder einen Zug bekommen.“
Rundschau: Wie realistisch ist das?
Michaelis: „Wir haben bisher eine sehr geringe Unterstützung durch die Stadt Wuppertal. Das liegt aber auch daran, dass die Stadt mit ihren Haushaltslagen seit vielen Jahren in Schwierigkeiten ist. Jetzt haben wir wieder das Problem mit den 160 Millionen Euro Verschuldung. Das macht die Sache sehr schwierig, um herzugehen und zu sagen, ich will jetzt mal so viel Geld haben, dass ich einen Zug machen kann. Wir hören aber nicht auf, mit der Stadt zu reden und gucken, ob es nicht doch mal eine pragmatische Lösung gibt.“
Rundschau: Und die Bitte um Spenden aus der Bevölkerung?
Michaelis: „Aufrufe haben bislang nicht so viel Erfolg gehabt. Das hängt damit zusammen, dass die Züge der vergangenen Jahre viele eher enttäuscht haben, weil sie sehr kurz waren und wenig an Inhalt gehabt haben. Deshalb gab es gerade in den sozialen Medien sehr viel Kritik daran. Wenn wir einen Zug haben, muss das eine Aufbruchstimmung geben. Die Bevölkerung, die sich das anguckt, muss sagen: Wow, das ist es. Dann ist eine Spendenbereitschaft wahrscheinlicher.
Wenn der eine was tut, ist der andere auch bereit, ebenfalls etwas zu machen. Wenn die Stadt Wuppertal dahintersteht und ihren großen Beitrag dazu leistet, dann kommen auch andere und sagen: Dieses Brauchtum wollen wir weiter betreiben und aufrechterhalten. Übrigens: Wir haben Karneval hier über 200 Jahre. Wenn die Historiker Recht haben, hatten wir es eher als in Köln.“