Report der BARMER Kokainmissbrauch in NRW stark gestiegen

Wuppertal · Immer mehr Menschen in Nordrhein-Westfalen sind wegen Kokainmissbrauchs in ärztlicher Behandlung. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor.

Beamte transportieren Kokain im Jahr 2021 nach einer Razzia aus einer Wohnung in Wuppertal ab.

Foto: Christopher Petersen/Christoph Petersen

Demnach gab es im Jahr 2019 landesweit 10.590 behandelte Patientinnen und Patienten und im vergangenen Jahr 15.280 – das entspricht einem Anstieg von 44 Prozent. Damit war NRW als bevölkerungsreichstes Bundesland im Jahr 2023 Spitzenreiter, gefolgt von Niedersachsen mit 7.760 Betroffenen. Bundesweit lag die Anzahl im Jahr 2023 bei rund 65.000 Patientinnen und Patienten.

„Die Zunahme an Behandlungen wegen Kokainmissbrauchs in Nordrhein-Westfalen ist sehr beunruhigend. Das wahre Ausmaß wird noch viel größer sein, da wir nur den Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sehen. Auch die aktuelle bundesweite Kriminalitätsstatistik zeigt, dass die Zahl der Kokaindelikte im Vergleich von 2022 zu 2023 um gut 27 Prozent gestiegen ist und damit einen neuen Höchststand erreicht hat“, sagt João Rodrigues, Landesgeschäftsführer der BARMER in Nordrhein-Westfalen.

Wie aus dem BARMER-Atlas weiter hervorgeht, waren im vergangenen Jahr bundesweit rund 50.700 Patienten und 14.700 Patientinnen wegen Kokainkonsums in Behandlung. In Nordrhein-Westfalen wurden 12.010 Männer und 3.270 Frauen medizinisch versorgt. Besonders häufig waren in NRW Männer zwischen 20 und 39 Jahren sowie 40 und 59 Jahren betroffen. Hier gab es 6.680 beziehungsweise 4.690 Patienten.

„Kokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt. Deshalb wird es häufig als Leistungsdroge bezeichnet. Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen. Sei es im Beruf oder im Privatleben“, so Rodrigues.

In ganz jungen Jahren oder im Alter spiele Kokain als Suchtmittel hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Jüngere Menschen hätten häufig nicht die finanziellen Mittel, um sich die teure Droge zu beschaffen. Hier sei der Konsum von Cannabis eher verbreitet. Bei älteren Menschen stünden der Alkohol- und Medikamentenmissbrauch im Vordergrund.