ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Die Ukraine wird hoch gehandelt
Wuppertal / Turin · Die Ukraine nimmt seit 2003 am ESC teil und ist bisher sehr erfolgreich gewesen. Gleich im zweiten Jahr, 2004 in Istanbul, gewann die Sängerin Ruslana mit dem Song „Wild Dances"“ und holte den Wettbewerb nach Kiew. 2007 und 2008 gelang jeweils den zweiten Platz mit den Künstlern Verka Serduchka und Ani Lorak.
2016 war ich dann selbst in Stockkholm vor Ort und konnte den zweiten Sieg der Ukraine miterleben. Dort gewann die Sängerin Jamala mit ihrem Song „1944“. Vergangenes Jahr in Rotterdam schaffte die ukrainische Gruppe GO_A mit ihrem sehr außergewöhnlichen Lied „Shum“ einen hervorragenden fünften Platz.
Und was ist dieses Jahr? Ja, trotz aller schwierigen Umstände, in der sich die Ukraine befindet, nimmt sie am ESC 2022 in Turin teil. Das freut mich sehr, wenn auch die Teilnahme bereits mit Schwierigkeiten in der ukrainischen Vorentscheidung begann. Der ESC war da schon stark vom Ukraine-Krieg geprägt. Gewonnen hatte ursprünglich die Sängerin Alina Pash, aber nachdem Fragen zu einer Reise auf die von Russland annektierte Halbinsel Krim im Jahr 2015 aufkamen, zog die Künstlerin ihre Teilnahme zum ESC von selbst zurück. Daraufhin rückte das zweitplatzierte „Kalush Orchestra“ nach und ist nun mit dem Song „Stefania“ der offizielle Vertreter der Ukraine 2022.
Trotz aller Gerüchte im Vorfeld bezüglich des Ukraine-Krieges sind die Mitglieder der Band in Turin vor Ort und werden auch live hier auftreten. Zur Geschichte der Gruppe kann man sagen, dass „Kalush“ ursprünglich eine 2019 gegründete HipHop-Band ist. Sie Gruppe wurde nach der Heimatstadt des Gründers Oleh Psiuk benannt. Kalush liegt am Fuße der Karpaten in der West-Ukraine.
Bereits nach der Veröffentlichung ihres zweiten Musikvideos unterzeichnete die Band einen Vertrag mit dem amerikanischen Hip-Hop-Label „Def Jam Recordings“ und veröffentliche 2021 sogar zwei Alben. Daraufhin kündigte „Kalush“ die Gründung eines Parallelprojekts, des „Kalush Orchestra“, an. Im Gegensatz zur Hauptband konzentriert sie sich auf Rap mit Folk-Motiven aus der ukrainischen traditionellen Musik. Die Gründungsmitglieder von „Kalush“ wurden durch die Multiinstrumentalisten Tymofii Muzychuk und Vitalii Duzhyk ergänzt.
In ihrem Song „Stefania“, der sicherlich Rap-Fans und Folk-Fans gleichermaßen begeistern wird, besingt man die Erinnerung an Mutter Stefania und überhaupt auch die Nöte einer Mutter. Der Sänger erinnert sich, was die Mutter alles getan hat für ihn, und an ein Schlaflied, das sie ihm immer vorgesungen hat, was dann auch immer am Ende des Rap-Verses eindrucksvoll traditionell vorgetragen wird. Schon sehr beeindruckend der Song sowie die gesamte Formation auf der Bühne! Die wird im 1. Semifinale antreten. Schaut Euch schon mal das Video aus der ukrainischen Vorentscheidung an.
Internationale Wettanbieter sehen „Kalush Orchestra“ mit dem Song „Stefania“ ganz weit vorne – und prognostizieren damit auch eine Solidaritätsbekundung Europas im Ukraine-Krieg.
Ich bin auch sicher, dass der Beitrag ganz weit vorne liegen wird. Toi, Toi, toi für die Ukraine und viele musikalische Grüße, Euer Euro-Music-Peter!