ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Alexa Feser: Alles andere als der Code 404
Wuppertal · Ich habe „Das Gold von morgen“ gefunden und zwar im neuen Album der deutschen Sängerin und Songwriterin Alexa Feser: Ihre neue CD „Liebe 404“ ist ein absoluter Hörgenuss. Warum „Gold von morgen“? Das möchte ich Euch kurz erklären, bevor ich über die neue CD schreibe.
Alexa Feser nahm im März 2015 mit ihren beiden Liedern „Glück“ und „Das Gold von morgen“ an dem deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2015 teil. Sie schaffte es bis in die zweite Runde, jedoch wurde sie nach dieser von den Zuschauerinnen und Zuschauern leider nicht mehr weitergewählt. Es war trotzdem der Beginn einer super Karriere, die sich auch in den Verkaufscharts ihrer Singles und Alben in Deutschland, Schweiz und Österreich sehr erfolgreich widerspiegelte. Ebenfalls 2015 wurde sie in der Kategorie „Künstlerin Rock/Pop national“ für den deutschen Musikpreis Echo nominiert.
Und das „Goldgraben" der vergangenen Jahre war sehr erfolgreich, denn in ihrem neuen Album findet man ein musikalisches Goldstück nach dem Anderen. O.k., ich gebe es zu, als ich die tolle handsignierte CD in Händen hielt und den Album-Titel „Liebe 404“ las, dachte ich zuerst: Was will sie sagen mit dem „404“. Ich musste erst einmal recherchieren.
Die Lösung ist so genial, denn wir alle hatten schon mal leider Kontakt mit „404“: Gemeint ist die Fehlermeldung im Internet "Error 404" und bezieht sich auf das Problem, wenn die von der Userin oder dem User angeforderten Daten auf dem Server nicht auffindbar sind. So etwas lyrisch zu verpacken, das packt mich wirklich und berührt mich unglaublich.
Hier ein Textauszug aus dem Song:
Wir wollen höher, schneller, weiter
Wir wollen immer mehr
Mehr Geld, mehr Zeit, mehr Klicks, mehr Likes
Dem großen Traum hinterher
Wollen höher auf der Leiter
Bis wir den Himmel berühren
Das Gewicht unserer Körper
Zwischen den Sternen verlieren
Alle werden immer schöner
Auch ohne Photoshop
Und die Erde macht gerade
Ein Selfie mit Gott
Aber wo ist die Liebe
Sie war doch eben noch hier
Frage ich nach der Liebe
Lese ich 404!
Ihr merkt an dem Text des Titeltracks, wie intensiv sich Alexa gemeinsam mit dem Rapper Sero existenzialistischen Fragen widmet wie: Was macht die Schnelllebigkeit unserer Welt mit uns? Social Media, Leistungsdruck, das Gefühl entkoppelt vom Rest zu sein. Ist da etwas kaputtgegangen, dass wir einen inneren Fehlercode 404 verspüren?
Alexa selbst sagt, dass ihr Album eine Reise durch ihre Verarbeitung von Trennungen, das Loslassen und wieder Zurückgeworfen werden, das Losrennen, aber auch das sich neu Erfinden geworden ist.
Alexa, die schon seit Kindertagen Klavier spielt, ist eine Vollblutmusikerin. Ihr neues Album voll von Stärke, aber auch Melancholie. Ihre Visionen setzt sie am liebsten im kleinen Kreis um. „Ich schreibe und komponiere meistens lieber alleine oder mit meinem Kreativpartner Steve van Velvet", sagte sie kürzlich in einem Interview.
Auf dem Album ist auch ihre Kollaboration mit Kool Savas. Im Song „Fluchtwagen“ gehen die beiden gemeinsam der Frage nach, was man für Menschen tun würde, die man am meisten liebt. Die Antwort ist simpel: alles!
Zwei weitere Songs auf dem Album, die mich fesseln, sind „Einen“ und „Memo“. Neben dem musikalischen Arrangement sind auch hier wieder die Texte absolut hervorzuheben. Texte, in denen man sich oft selbst und Geschichten aus seinem eigenen Leben wiederfindet. Im Song „Memo“ singt sie „Lass die Menschen gehen, wenn sie nicht bleiben wollen, die Dinge nicht entstehen, die nicht entstehen sollen. Du wirst nicht kleiner oder größer, weil Du Anderen gefällst. Vergiss das nie: Memo an mich selbst!“ Was für ein super Text, oder?
Ich freue mich sehr, Euch das wundervolle Album „Liebe404“ von Alexa Feser ans Herz legen zu dürfen und das mit meinem vollem musikalischen Herzen und Enthusiasmus und vor allem ohne eine „Fehlermeldung 404“.
Viele musikalische Grüße, Euer Euro-Music-Peter!