ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Eine der großen Jugenderinnerungen

Wuppertal · Ich kann es immer noch nicht glauben, aber Maggie Mae, einer meiner ersten Lieblingssängerinnen, ist mit nur 61 Jahren in Amerika an den Folgen ihrer Covid19-Erkrankung verstorben.

Ein Plakat mit historischem Wert.

Foto: Bergener

Ja, ich gehörte bestimmt zu einer ihrer größten Fans, und möchte in meinem Musik-Blog etwas über Maggie schreiben. Für diesen Artikel habe ich extra den Bravo-Starschnitt, der jahrzehntelang bei meinen Jugenderinnerungen im Musik-Archiv lag, hervorgeholt. Ich bin ganz überrascht, wie gut erhalten dieser Starschnitt doch noch ist.

Samstagabend, 13. Juli 1974, saß die gesamte Familie wie so viele in Deutschland mit den Eltern vor dem Fernseher, um die ZDF-Hitparade nach guter alter Tradition zu schauen. Ich war gerade 15 Jahre jung und habe mich schon damals sehr für alles Musikalische interessiert. 1974 war doch ein Jahr der musikalischen Veränderung, denn immerhin gewann auch im April 1974 die Pop-Gruppe ABBA aus Schweden mit einem Song, der in der Eurovision eine neue moderne Musik-Richtung ebnete.

Jedoch wusste ich bis dato noch nicht, dass diese ZDF-Hitparade mit einer total anderen Darbietung mich so aus den Socken haute. Maggie Mae trat als vorletzte Neuvorstellung auf, und die bis zu diesem Zeitpunkt unbekannte Sängerin wirbelte bei ihrer deutschen Version des „My Boy Lollipop“-Klassikers derart wild durch das ZDF-Studio, wie es vorher noch nie jemand gemacht hatte. Den Spitznamen „verrücktes Huhn“ vergab Dieter Thomas Heck schnell an sie.

Meine Geschwister werden sich aber auch an meine verrückte Tanzeinlage erinnern, denn kaum war Maggie mit ihrem Auftritt fertig, stand ich auf und rief: „Wie super ist die denn!“ So wild, ungezwungen, locker und fröhlich wollte auch sein und kopierte direkt all ihre Tanzverrenkungen im Wohnzimmer. Na ja, sofort riss meine schöne neue blaue Cordhose, und meine Geschwister bekamen sich kaum vor Lachen noch ein. Aber kein Problem, die Mama wird‘s schon richten, Sie eilte mit Nadel und Faden herbei.

Ja, und da war sie geboren: Meine deutsche Lieblingssängerin, die dann auch mit dem Song „My Boy Lollipop“ in die Charts kam und sogar im Oktober 1974 es bis auf Platz 1 in der ZDF-Hitparade schaffte. Von da an gab es keine Jugendzeitschrift mehr, die nicht mit Geschichten um Maggie Mae gefüllt war.

Peter Bergeners Platten von Maggie Mae.

Foto: Bergener

Vielen ist die am 13. Mai 1960 als Andrea Cosima Carle in Karlsruhe geborene Sängerin vielleicht nur mit diesem Song in Erinnerung. Alleine wenn ihr das Foto mit meiner Plattensammlung sehe, erkennt Ihr, dass sie auch viele andere Songs aufgenommen hat.

Als großer Fan des ESC war es dann natürlich für mich ein Höhepunkt, dass Maggie 1975 und 1976 bei der deutschen Vorentscheidung dabei war und 1976 sogar mit „Applaus für ein total verrücktes Haus“ auf einem hervorragenden 2. Platz landete. 1981 nahm Ralph Siegel sie auch mit „Jupiter Records“ unter Vertrag. Maggie sang die deutsche Version des Siegersongs von „Bucks Fizz“. Mit ihrer Version des ESC-Hits „Rock'n Roll Cowboy“ zeigte sie sich auch wieder von ihrer wilden und erfrischenden Seite bei ihrem Auftritt in der ZDF-Hitparade.

Besonderheiten in Maggies Karriere waren dann auch, dass sie einen Imagewechsel wagte mit einer Ballade „Und dann noch eins, ich liebe Dich“, die noch heute zu meinen Lieblingsliedern gehört. Außerdem, dass Maggie sogar mit einem von ihr in italienischer Sprache gesungenen Song beim San-Remo-Festival war, aber leider mit dem Lied „Sing my song“ nicht ins Finale kam. Die größte Überraschung und Besonderheit waren aber dann, dass Maggie mit von der Partie in der Fernsehserie „Die Gimmicks“ war, die vom „Klimbim“-Regisseur Michael Pfleghar produziert wurde.

Ende der 70er Jahre kamen dann für mich auch andere musikalische Zeiten, und ich war dann mehr mit Blondie, Sister Sledge und Gloria Gaynor beschäftigt. Anfang der 80er Jahre entschloss sich Maggie mit ihrem ersten Mann nach Amerika auszuwandern. Und so hörte man nicht mehr viel von ihr.

Doch Maggie Mae kam irgendwann auch mal wieder in den 90er Jahren zu einem Gastauftritt in die ZDF-Hitparade. Das war mein großes Glück, denn zu diesem Zeitpunkt lernte ich Maggies Vater Günther und seine Frau Nicole kennen. Von beiden habe ich viele schöne interessante Geschichten rund um das Showbiz erfahren. Leider ist Günther zwischenzeitlich verstorben, aber mit seiner Frau Nicole hat sich in den vielen Jahren eine unglaublich herzliche Freundschaft entwickelt, die wir bis heute beide pflegen.

Ich werde meine Jugenderinnerung mit Maggie Mae niemals vergessen und bin dankbar für ihre schönen Lieder. Oder kurz mit ihrer schönen Ballade gesagt: „Und dann noch eins, ich liebe Dich!“

Viele musikalische Grüße von Eurem Euro-Music-Peter!