ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Der musikalische Mut wurde belohnt
Wuppertal / Turin · Das 1. ESC-Semifinale am vergangenen Dienstag hatte eine große Überraschung zu bieten. Ich freue mich sehr, dass sich Länder durchgesetzt haben, die ihre Lieder nicht in Englisch singen, sondern in ihrer Landessprache.
Fantastisch, dass der Mut dieser Länder wie zum Beispiel Portugal, Island, Litauen und Niederlande belohnt wurden. Das könnte bedeuten, dass sich nächstes Jahr wieder mehr Länder trauen, auch Songs in der Landessprache zu präsentieren. Diese Internationalität verbinde ich seit jeher mit dem Eurovision Song Contest.
Dass die Ukraine (übrigens auch in Landessprache gesungen) weiterkam, das war mir vorher schon klar. Aber erst recht, als der Saal bebte und das Publikum nicht mehr aufhören wollte zu applaudieren. Die Solidarität war so sehr zu spüren, dass man Gänsehaut bekam.
Nun geht es in die 2. Runde der Lieder unter dem diesjährigen Motto „The sound of beauty“. Jedes Jahr gibt es ein ESC-Motto. Italien, das Land, welches unter anderem auch für Mode und Design steht, hat sich für dieses Motto entschieden. Viele feiern Italien gerne für seinen Stil und Geschmack. Nun liefert es uns im Jahr 2022 auch die passende Schönheit in Sachen Musik.
Das zweite Halbfinale läuft am Donnerstag ab 21 Uhr. Dieses Mal treten 18 Länder an, zehn qualifizieren sich für das Finale. Von acht Ländern müssen wir uns verabschieden, und ich bin gespannt, wer es nicht schafft. Eigentlich sicher bin ich mir bei Finnland, Serbien, Polen und Schweden, dass sie ins Finale kommen, aber man weiß ja nie.
Im zweiten Halbfinale können wir Deutschen mitbestimmen, wer ins Finale kommt: Neben den teilnehmenden Ländern sind wir gemeinsam mit Spanien und Großbritannien – als so genannte „Big five“-Länder – ebenfalls stimmberechtigt.
Ich glaube, dass der außergewöhnlichste Beitrag nun von Serbien kommt. Die Sängerin Konstrakta singt ihren Song „In copore sano“ auf Serbisch und einige Phrasen in Latein. Konstrakta heißt eigentlich Ana Đurić und wurde 1978 in Belgrad geboren. Eigentlich arbeitet sie als Architektin und ist aber auch seit 2007 Mitglied in der serbischen Reggae- und R'n'B-Gruppe Zemlja Gruva. Als Solokünstlerin veröffentlicht sie seit 2019 Musik.
Der Song „In corpore sano“ soll die Angst zeigen, die entsteht, wenn man alles im Leben der Gesundheit unterordnet, so wie etwa das Kaufen immer neuer Produkte, die Gesundheit versprechen. Die Gesundheit liegt in den eigenen Händen. Dazu sollte man eine vernünftige Beziehung aufbauen und dass man dadurch Krankheit und Tod besser akzeptieren würde. Der Titel des Songs ist eine Anspielung auf das Sprichwort „Mens sana in corpore sano“, also ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Wow - interessanter Titel.
Doch außerhalb der 18 Länder gibt es auch eine andere musikalische Überraschung: Sieben Jahre nach ihrem ESC-Auftritt in Wien steht die Gruppe „Il Volo“ wieder auf der ESC-Bühne. Das Trio wird ihren Song „Grande amore“ darbieten, mit dem sie 2015 den dritten Platz für Italien erreichten. Außerdem performen die Moderatoren Laura Pausini und Mika ein Duett.
Also, ich bin wieder sehr gespannt auf „The sound of beauty“ des ESC 2022 in Turin und sende Euch musikalische Grüße, Euer Euro-Music-Peter!
Zweites Halbfinale am 12. Mai 2022
1. Finnland: The Rasmus – Jezebel
2. Israel: Michael Ben David – I.M
3. Serbien: Konstrakta – In Corpore Sano
4. Aserbaidschan: Nadir Rustamli – Fade To Black
5. Georgien: Circus Mircus – Lock Me In
6. Malta: Emma Muscat – I Am What I Am
7. San Marino: Achille Lauro – Stripper
8. Australien: Sheldon Riley – Not The Same
9. Zypern: Andromache – Ela
10. Irland: Brooke – That’s Rich
11. Nordmazedonien: Andrea – Circles
12. Estland: Stefan – Hope
13. Rumänien: WRS – Llàmame
14. Polen: Ochman – River
15. Montengero: Vladana – Breathe
16. Belgien: Jérémie Makiese – Miss You
17. Schweden: Cornelia Jakobs – Hold Me Closer
18. Tschechien: We Are Domi – Lights Off