Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher „Jeden Tag bekomme ich etwas zurück"

Wuppertal · Als Marvin Heilmann kürzlich von einer Fortbildung in die Kindertagesstätte am Platz der Republik zurückkehrte, da wurde er im Flur schon erwartet. Eines der Kinder schlang die kurzen Ärmchen um seine Beine und erklärte strahlend: „Endlich bist du wieder da.“ Marvin Heilmann stockte kurz der Atem und dann genoss er das Glück über das herzliche „Willkommen“ an seinem Arbeitsplatz.

Marvin Heilmann befindet sich im dritten Jahr der praxisorientierten Ausbildung zum Erzieher.

Foto: Daniel Edlauer, Öffentlichkeitsarbeit Diakonie Wuppertal

„Ich bin so froh, dass ich diesen Ort für mich gefunden habe“, sagt der 32-Jährige. Jeden Tag mache er sich gerne auf den Weg in das Familienzentrum der Diakonie Wuppertal. Er befindet sich inzwischen im dritten Jahr der praxisorientierten Ausbildung zum Erzieher (PIA). „Ich bin drei Tage in der Woche in der Einrichtung, zwei Tage in der Schule“, erklärt er einen von zwei möglichen Wegen in den Beruf.

Schon während der Ausbildung bekommt er eine Vergütung. „Für mich war dieser Weg genau richtig“, ergänzt er dann – auch wenn ihn die praxisintegrierte Ausbildung ziemlich fordere. Aber er liebt die Zeit in der Kita, mit den Kindern. „Es ist ein ehrlicher Beruf“, sag er, „hier kannst du dich nicht verstellen. Hier kommt es darauf an, authentisch zu sein.“ Und genau danach hatte Marvin Heilmann gesucht.

Nach der Schule hatte er es mit einer Ausbildung im Einzelhandel versucht. „Das war eindeutig nicht der richtige Weg“, sagt er heute. Dann entdeckte er eine Ausschreibung für die Unterstützung der Kinder im Offenen Ganztag. Damals stellte er überrascht fest: Die Kinder nahmen ihn an, er konnte seine Talente einbringen. Er ließ sich zum Kinderpfleger ausbilden und machte dabei während eines Praktikums die erste Begegnung mit der Kindertagesstätte. „Bevor ich hier ankam, wusste ich nicht so richtig, wohin mit mir“, sagt Marvin Heilmann.

Inzwischen hat er Antworten gefunden – gemeinsam mit den Kindern. Wenn die Jungen und Mädchen mit den kleinen und großen Themen ihres Alltags zu ihm kommen, dann ist der 32-Jährige in seinem Element. Dann nimmt er sich Zeit, hört zu und macht sich mit den Kindern auf die Suche nach Lösungen. „Ich glaube, das ist wichtig: einfühlsam zu sein“, sagt er über seinen Beruf. Aber auch, wenn es laut wird und die Kinder begeistert ein Bewegungsangebot des Auszubildenden annehmen, spürt er, dass er am richtigen Ort angekommen ist. „Das hier ist mein Sechser im Lotto“, sagt er und macht jungen Menschen Mut, sich selbst ein Bild von dem Beruf zu machen und sich um ein Praktikum zu bewerben.

Marvin Heilmann hat viel Spaß an seiner Arbeit.

Foto: Daniel Edlauer, Öffentlichkeitsarbeit Diakonie Wuppertal

Genauso hat auch Christian Enders den Weg in die Kindertagesstätte gefunden. „Ich habe als Mediengestalter gearbeitet“, erzählt der 26-Jährige. Aber die meiste Zeit fehlte ihm bei der Arbeit am Schreibtisch der Kontakt zu den Menschen. Also kam er auf die Idee, in den sozialen Bereich zu wechseln. „Ich habe damals einfach ein Praktikum in der Kita gemacht und mich sofort wohl gefühlt“, erzählt er. Im Atelier in der Kindertagesstätte Domagkweg erkannte er: Auch dieser Beruf würde ihm den Raum für Kreativität bieten. „Bis heute fühle ich mich im Atelier am allerwohlsten“, erzählt der Auszubildende.

Nach zwei Jahren Berufsschule und zwei Praktika absolviert er aktuell sein drittes Ausbildungsjahr in der Kita am Domagkweg. Christian Enders hat sich für die klassische Ausbildung entschieden: zwei Jahre Schule mit Blockpraktika, im dritten Jahr folgt das Berufspraktikum. Mit einer Bafög-Förderung sei auch diese Ausbildungsvariante machbar. Die theoretischen Prüfungen liegen schon hinter ihm, nach dem dritten Jahr gibt es noch ein Kolloquium. „Ich bin froh, dass ich jetzt in der Kita angekommen bin“, sagt er. Er freue sich über ein tolles Team und die Chance, in die Prozesse der Einrichtung eingebunden zu werden. „Ich werde hier ernst genommen“, sagt er. Und: „Jeden Tag bekomme ich etwas zurück.“

Die Kinder seien intuitiv und begeisterungsfähig. Und dank der schulischen Ausbildung könne er sie heute beim Wachsen auch gut begleiten. Seine Philosophie: „Ich möchte die Kinder unterstützen, kompetente Entdecker ihrer eigenen Fähigkeiten zu werden.“ Dann dürfen Kinder im Atelier Farben, Formen und Papier ausprobieren, statt mit vorgegebenen Materialien zu arbeiten. „Empathie und Offenheit, ein Gefühl für die Kinder: Das sind wichtige Voraussetzungen für diesen Beruf“, findet Enders.

Und deswegen appelliert er an junge Menschen auf der Suche nach beruflichen Perspektiven: „Dieser Beruf hat so viele schöne Seiten, lasst euch von den Herausforderungen nicht abschrecken“. Christian Enders möchte sich weiterbilden, vielleicht eines Tages ein Studium oben drauf setzen. „Es gibt so viele Möglichkeiten“, sagt er, „aber jetzt bin ich genau dort, wo ich sein will.“

Jacqueline Rost kennt die Umwege, die einen zum Traumjob führen können. „Nach einem Schülerpraktikum wollte ich damals Erzieherin werden“, erinnert sie sich. Aber die Berufsberaterin riet ihr ab. Erst viele Jahre später fand sie zu ihrer Idee zurück – machte das Fachabitur am Berufskolleg und entschied sich nach einem Praktikum für die schulische Ausbildung zur Erzieherin. Weil das Modell am besten in ihr Leben als junge Mutter passte. „Und plötzlich ging mir mein Herz auf“, sagt die heute 32-Jährige.

Sie ist im dritten Ausbildungsjahr angekommen – und damit in der evangelischen Tageseinrichtung für Kinder am Mastweg. „Wir haben hier so ein schönes Haus und so ein gutes Team“, schwärmt sie über ihren Arbeitsalltag. Jeden Tag würden ihr die Kinder den Blick auf die Welt aus einer anderen Perspektive anbieten. Und die 32-Jährige nimmt gerne an. Auch sie fühlt sich im kreativen Bereich am wohlsten, beim Basteln und Werken mit den Zweijährigen genauso wie mit den Vorschulkindern. „Wir haben kürzlich Masken und Feenflügel gebastelt“, erzählt sie. Die Kinder schwebten auch am Ende der Woche noch glücklich mit ihren Flügeln durch das Haus.

„Ich wünsche mir, dass die Kinder selbstbewusst durchs Leben gehen können. Dass sie für sich einstehen und Mut haben, eigene Ideen, Projekte und Wünsche zu entwickeln“, sagt Jacqueline Rost, „dafür bin hier im Einsatz.“ Jeden Tag wolle sie den Jungen und Mädchen zurufen: „Sei du selbst. Du bist wundervoll, genauso wie du bist.“ Das sei ihre Motivation für ihre Arbeit. Und auch sie ermutigt die nächste Azubi-Generation: „Lasst euch nicht abschrecken. Es ist ein unheimlich schöner Beruf.“

Marion Grünhage (Geschäftsführerin der Evangelischen Kindertagesstätten gGmbH der Diakonie Wuppertal) freut sich über die Begeisterung der Auszubildenden. „Kindertagesstätten sind Einrichtungen der frühkindlichen Bildung“, erinnert sie, „es braucht qualifiziertes Personal, um diese Aufgabe sicher zu stellen.“ Deswegen wirbt auch Marion Grünhage für die Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher in einer der 34 Einrichtungen der Diakonie Wuppertal – sowohl im praxisintegrierten Modell als auch für das Jahr im Berufspraktikum zur Vollendung der schulischen Ausbildung.

Auszubildende werden in regelmäßigen Arbeitsgruppen begleitet, um Ausbildungsinhalte und Eindrücke zu teilen und die Erlebnisse zu reflektieren. Marion Grünhage betont: „Wir leben in unseren evangelischen Kitas christliche Wertvorstellungen und sind gleichzeitig Orte, an denen Menschen aller Religionen und Kulturen in Toleranz zusammenleben. Dies sind Fundamente einer vielfältigen Gesellschaft.“