Wuppertaler Blues-Musiker Henrik Freischlader „Macht Spaß, wenn der Funke überspringt“
Wuppertal · Relaxed, locker, entspannt, bei Bedarf aber auch kräftig zupackend – so, wie auch seine Musik rüberkommt, so begegnet Henrik Freischlader der Rundschau beim Frühstück im Barmer Bahnhof. „Cool hier“, findet Wuppertals lebende Blues-Legende: Schließlich ist es vom Charakter her eine ähnliche Umgebung wie jener Club in Zülpich, wo das aktuelle Triple-Album der „Henrik-Freischlader-Band“ entstand.
Rundschau: Vinyl-Platten sind wieder richtig angesagt. Kommt Ihnen das entgegen?
Freischlader: „Auf jeden Fall. Ich mag das einfach. Der Klang, gerade auf den 180-Gramm-Scheiben, passt perfekt zu unserer Musik, außerdem ist es ein schönes und entschleunigendes Ritual, eine Platte aufzulegen und sie bewusst zu hören.“
Rundschau: Es ist ja insgesamt nicht einfacher geworden, mit Tonträgern Geld zu verdienen ...
Freischlader: „Natürlich nicht. Das, was zum Beispiel die Betreiber von Spotify oder Youtube für die Künstler übrig lassen, ist ja nur ein winziger Bruchteil der Einnahmen. Aber den Nutzern kann ich das nicht vorwerfen, deswegen haben wir jetzt auch selbst ein paar Stücke bei Youtube reingestellt, bevor am Ende nur noch Handy-Mitschnitte veröffentlicht werden.“
Rundschau: Sie haben ohnehin Vorbehalte gegenüber Smartphones ...
Freischlader: „Tatsächlich habe ich zuletzt ein Jahr lang weder ein Smartphone noch ein Handy besessen, bin auch kein großer Freund von WhatsApp. Ich glaube, das stiehlt einem letztlich mehr Zeit, als es bringt. Ich schätze viel mehr den persönlichen Kontakt, das direkte Gespräch. Das ist eben unmittelbar – ein wenig wie der Blues.“
Rundschau: Da passt es, dass Sie quasi jeden zweiten Abend auf der Bühne stehen?
Freischlader: „Klar, das macht einfach Spaß, wenn man spürt, wie der Funke überspringt, wenn die Leute richtig mitgehen. Der Konzertkalender für das nächste Jahr sieht schon wieder fast 100 Auftritte vor, hinzu kommen noch einmal 40 Konzerte zusammen mit Helge Schneider.“
Rundschau: Das ist eine Kombination, die für viel Aufsehen gesorgt hat. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Freischlader: „Unsere geliehene Hammond-Orgel wurde uns kurz vor einer Tour wieder weggenommen, und da hat Helge uns aus dieser Notsituation gerettet und uns kurzfristig eine von seinen Hammond-Orgeln geliehen. So kamen wir zusammen, und jetzt touren wir ab und zu mit Pete York am Schlagzeug als „The Deadly Bros.“ durchs Land. Das macht großen Spaß und ist vor allen Dingen immer spannend. Helge improvisiert jeden Abend irgendetwas neu, da ist er total spontan, man muss also auf Zack sein.“
Rundschau: Auch wenn Sie als „Freischlader-Band“ viel unterwegs sind ...
Freischlader: „... das kann man wohl sagen. Unser Tourbus hat jetzt 726.000 Kilometer runter, alles mit dem ersten Motor. Ich finde das phänomenal!“
Rundschau: Freuen Sie sich immer, wenn Sie mal wieder in Wuppertal auftreten?
Freischlader: „Klar. Vor allem, weil wir alle fünf jetzt in Wuppertal wohnen. Und deswegen geben wir auch hier im Januar das Abschlusskonzert einer kleinen Tour unter anderem mit neuen Songs, die wir seit Freitag im Studio einspielen.“