Die niederländische Klaviervirtuosin und Schriftstellerin Anna Enquist hat die berühmten Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach zur Grundlage ihrer Erzählung „Kontrapunkt“ genommen. Während sie nacheinander alle 30 Variationen einübt, setzt sie sich in jedem Kapitel mit einem besonderen Aspekt im Leben ihrer Tochter auseinander, die sie bei einem Fahrradunfall in Amsterdam verloren hat.

Nichts ist schmerzlicher als der Verlust eines geliebten Menschen. Und nichts ist schrecklicher als das allmähliche Verblassen der Erinnerung an ihn. Die Mutter will sich nicht damit abfinden, dass ihr die verstreichende Zeit die Erinnerungen nimmt oder verfälscht, dass sie mit der Vergangenheit abschließen und in die Zukunft blicken soll. Nein, sie will die Vergangenheit, in allen Einzelheiten will sie ihre geliebte Tochter sehen, lebendig, als Baby, als Mädchen, als junge Frau.