Eva von Winterfeld Von der Notfallseelsorge in die Unterbarmer Gemeinde

Wuppertal · Nach elf Jahren als Schulpfarrerin und Notfallseelsorgerin wechselt Eva von Winterfeld in die Gemeindearbeit. Am Sonntag (1. September 2024) wurde sie in ihr neues Amt als Pfarrerin der Gemeinde Unterbarmen eingeführt.

 Die Notfallseelsorge liegt Eva von Winterfeld besonders am Herzen.

Die Notfallseelsorge liegt Eva von Winterfeld besonders am Herzen.

Foto: Timo Platte

Welche Stichworte fallen Ihnen ein, wenn Sie sich selbst beschreiben sollen?

von Winterfeld: „Ich bin eine zutiefst dankbare und liebende Mutter meiner kleinen Tochter Nele, begeisterte, aber oft auch zweifelnde Christin. Ich bin kleine und große Schwester, mein Element ist das Wasser, neugierige Bibelleserin, leidenschaftliche Opernbesucherin, überhaupt brauche ich Musik in meinem Leben. Überzeugte Ruhrgebietlerin, verzweifelter VfL-Bochum-Fan und definitiv für Pommes und nicht Kaviar zu haben.

Liebenswerte Chaotin, geduldige Zuhörerin, tapfere Kontakthalterin zu Freunden in Nah und Fern, lieber Tee- als Kaffeetrinkerin, aus vollem Herzen Lachende, lebenserfahrende Frau. Vielleicht auch eine liebevolle Rebellin mit Sinn für Gerechtigkeit. Eine kompromisslose Optimistin und nicht bereit, aufzuhören zu lernen und für viele, die mich besser kennen, eine wahre Wundertüte.“

Schule und Notfallseelsorge – das sind zwei Arbeitsfelder, für die frau gute Nerven braucht. Was hat Ihnen daran gefallen?

von Winterfeld: „In den letzten elf Jahren habe ich als Schulpfarrerin gearbeitet. Zuerst am Berufskolleg Kothen, das später mit dem Berufskolleg am Haspel fusionierte. Dazu kam die Koordination der Notfallseelsorge in den letzten fünf Jahren. Beides hat mich in meinem Denken und Fühlen mit Sicherheit verändert. Nach unserem langen Theologiestudium war es schon eine Herausforderung, über meinen Glauben verständlich zu reden. Beide Arbeitsfelder haben mich vieles über das Leben gelehrt und über Glauben in Krisensituationen. Das hat mir gefallen.

 Eva von Winterfeld.

Eva von Winterfeld.

Foto: Timo Platte

Als Notfallseelsorgerin habe ich auch deshalb gerne gearbeitet, weil sich hier für mich ganz konkret die Nächstenliebe der Kirche zeigt. In Momenten von Tod und Trauer sind wir da, haben Zeit und versuchen, Halt zu geben. Wir kommen mit der Hoffnung unseres Glaubens, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Weil ich mich von Gott getragen fühle, bringt mich das in die Lage, etwas vom Leid der Anderen mitzutragen.“

Auf was freuen Sie sich in der Gemeindearbeit besonders?

von Winterfeld: „Zuallererst freue ich mich auf die vielen ersten Male, die ich erleben darf. Schließlich ist das meine erste eigene Pfarrstelle in einer Gemeinde. Pfarrerin bin ich geworden, weil mich Begegnungen mit Menschen faszinieren.

Ich empfinde es Privileg und Schatz unseres Berufes, mit Menschen Leben zu teilen. Im Gegensatz zu meinem Schulalltag sind es in unserer Gemeinde Menschen jeden Alters. Geschichten, die von Freude und Trauer erzählen. Und das Schönste, ich muss niemanden mehr benoten!“

Die Kirche befindet sich gerade in einem starken Umbruch. Wie wollen Sie als Gemeindepfarrerin damit umgehen?

von Winterfeld: „Es ist klar, dass wir angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Finanzen nicht so weitermachen können wie bisher. Umso wichtiger ist es, neue Ideen zu entwickeln, wie wir die Gemeinde stärken und im Stadtteil präsent sein können. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit anderen hier vor Ort an Ideen ,herumzuspinnen‘ und in verschiedensten Formen Kirche und Gemeinde in Unterbarmen zu gestalten. Wer bei uns in der Gemeinde etwas im Namen des Herrn beginnen, ausprobieren möchte, hat mich sofort als Verbündete und darf loslegen. Ich habe die Unterbarmer Gemeinde als sehr lebendig kennengelernt und das mit zu leben, finde ich großartig. Es reicht nicht mehr, die Kirche aufzuschließen und zu denken: ,Ach, die Leute kommen schon.‘“

Was ist für Sie die stärkste Herausforderung in der Gemeindearbeit?

von Winterfeld: „Präsent in Unterbarmen zu sein und zu bleiben, ist vielleicht die größte Herausforderung in diesen Zeiten. Diese Challenge nehme ich gerne an. Es reicht nicht mehr, die Kirche aufzuschließen und zu denken: ,Ach, die Leute kommen schon.‘ Wir müssen uns Gedanken machen, wo und wie wir präsent sein wollen, um Gottes Wort unter den Menschen wirken zu lassen. Im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern konnte ich definitiv spüren, dass sie bereit sind, sich vom Glauben überraschen zu lassen, aber es ist kein „Selbstläufer“ mehr, wenn es das überhaupt mal war.

Auch wenn ich meinen Platz hier in Unterbarmen finde, ist mir durchaus bewusst, dass sich mein Arbeiten in Zukunft stark verändern wird. Deshalb ist der Prozess der Weggemeinschaft für mich der richtige Schritt in dieser Zeit, um sich gegenseitig zu stärken und zu unterstützen. Und das sage ich nicht nur, weil ich als Skriba des Kirchenkreises diese Umsetzung begrüße, sondern weil ich ehrlich denke, dass darauf Segen liegen wird.“