Gemeinde Uellendahl-Ostersbaum Zentrum Röttgen: Eine barrierefreie Kirche für alle

Wuppertal · Die Gemeinde Uellendahl-Ostersbaum macht ihr Zentrum am Röttgen zu einem „Ort für alle“. Sie baut ihn nicht nur für gehbehinderte Menschen, sondern auch optisch und akustisch barrierefrei um.

Architekt Kevin Hinz und Pfarrerin Karin Weber.

Foto: Sabine Damaschke

Freigelegte Decken und Fußböden, Zementsäcke in der Ecke und ein Kabelgewirr im Foyer und Veranstaltungsraum: Das Gemeindezentrum Uellendahl sieht sehr nach Baustelle aus – und hört sich auch genauso an. Für Pfarrerin Karin Weber zeigt das Haus im Sanierungszustand gerade ziemlich gut, wie sich Menschen mit Behinderung in einer nicht barrierefreien Umgebung fühlen.

„Der Hall ist genauso unangenehm wie das hereinfallende Licht, das blendet und Schatten auf unsere Gesichter wirft. Für Menschen, die schlecht hören und sehen können, ist das ausgesprochen anstrengend“, erklärt sie Besucherinnen und Besucher aus Gemeinde und Stadtteil während einer Baustellenführung. „Bei Barrierefreiheit denken wir meistens an gehbehinderte Menschen und Rollstuhlfahrer, aber sie bedeutet viel mehr.“

Baukirchmeister Wolf-Dieter Fochler, Finanzkirchmeister Holger Schmoll, Pfarrerin Karin Weber und Architekt Kevin Hinz vor dem Gemeindezentrum.

Foto: Sabine Damaschke

Akustikdecken und taktile Wegführung

Was genau, erklärt der Wuppertaler Architekt Kevin Hinz mit Begeisterung. So soll es eine schatten- und blendfreie Beleuchtung und Akustikdecken geben, die störende Nebengeräusche und Hall verhindern. Auf den Böden des Gemeindezentrums wird eine „taktile Wegeführung“ eingebaut, anhand derer sich Menschen mit Sehschwäche orientieren können. Für das gesamte Haus ist moderne WLAN-Technik vorgesehen.

Besonders begeistert ist Hinz vom barrierefreien Umbau des großen Veranstaltungsraumes. „Hier wird eine Induktionsschleife im Boden verlegt, so dass Besucherinnen und Besucher mit Hörgeräten, die über eine sogenannte T-Spule verfügen, alles störungsfrei erleben können“, berichtet er. Denn das komme nicht nur Menschen mit Hörschädigung, sondern auch vielen Seniorinnen und Senioren zugute.

Ein Ort fürs ganze Quartier

Viel Mühe also für den größten Raum des Zentrums, der zugleich der größte Veranstaltungsort im Quartier ist, und – wie Baukirchmeister Wolf-Dieter Fochler betont – im Stadtteil gerne als „Uellendahler Rathaus“ bezeichnet wird. „Hier finden nicht nur unsere Gemeindefeste, Bazare und Theateraufführungen statt, sondern die Stadtteilkonferenzen.“

Kabelsalat, der für Inklusion steht: Architekt Kevin Hinz im Veranstaltungsraum des Gemeindezentrums.

Foto: Sabine Damaschke

Auch die Grünanlagen rund um das Gemeindehaus könnten noch zu einem schönen Quartiersort mit Bühne und Sitzgelegenheiten ausgebaut werden, ergänzt Finanzkirchmeister Holger Schmoll. „Doch dafür brauchen wir Sponsoren.“ Die Nachbarn seien dabei kein Problem, denn die Grünfläche grenze an einen Friedhof.

Schon lange im Fokus: Inklusion

Rund 850.000 Euro kostet der Umbau, der zu Beginn des Herbstes abgeschlossen sein soll. Finanziert wird er unter anderem mit dem Verkauf der Philippuskirche und des Pfarrhauses.

„Diesen Schritt haben wir uns gut überlegt und in einem langen Prozess vorbereitet“, betont Pfarrerin Weber. Natürlich falle der Abschied von der Philippuskirche schwer, in der sich seit 1969 auch die Gehörlosengemeinde mit ihren rund 200 Mitgliedern aus den Kirchenkreisen Wuppertal, Niederberg und Düsseldorf-Mettmann treffe. „Doch als kleiner werdende Kirche müssen wir uns fokussieren.“

Die Gehörlosengemeinde wird das Gemeindezentrum am Röttgen nun gemeinsam mit der hörenden Gemeinde nutzen. „Das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung ist ein Schwerpunkt der Gemeinde", betont Karin Weber. „Das wird jetzt gestärkt mit einem modernen, inklusiven Gemeindezentrum, von dem das gesamte Quartier profitiert.“