Die Heimat nie wirklich verlassen
Ostersbaum · Um gezielt demente Migranten betreuen zu können, plant das Nachbarschaftsheim die Eröffnung einer neuen Gruppe.
Seit 2010 betreuen qualifizierte Ehrenamtler an drei Tagen in der Woche im Demenzcafé des Nachbarschaftsheims (Naba) demente Menschen. Stehen dabei geistige und körperliche Förderung im Vordergrund, kommt die unterhaltsame Seite nicht zu kurz: Spielen, gemeinsam frühstücken, quatschen, spazieren gehen und kleinere Ausflüge — das Programm ist abwechslungsreich.
Johanna Niedermüller, Leiterin der Demenzgruppen: "Dementiell Erkrankte einbinden in aktive Prozesse, sie mit neuen Reizen und Impulsen zu konfrontiere, kann sich positiv auf den Verlauf der Krankheit auswirken. Darüber hinaus entlastet unser Angebot die Angehörigen, verschafft ihnen eine Verschnaufpause vom Alltag.
Gilt das für alle Betroffenen, nehmen demente Migrantinnen eine Sonderstellung ein. Darauf will das Naba jetzt reagieren. "Es sind oft Einwandererinnen der ersten Generation. Und die haben ihre Heimat nie wirklich verlassen. Waren Hausfrau und Mutter, sprechen kaum deutsch, wissen sich wenig außerhalb der Familie zu orientieren. Für diese Menschen planen wir eine eigene Gruppe, die von muttersprachlichen Kräften betreut wird", so Niedermüller.
Sie ist sich sicher, dass der Bedarf daran aufgrund des hohen Migrantenanteils im Quartier hoch ist. Und mit einem Problem verbunden. "Familien mit ausländischen Wurzeln sind solche Betreuungsangebote wenig bekannt, es gibt auch Berührungsängste. Um die abzubauen, bieten wir Schnuppertage an, wo unser Angebot — die Kosten dafür werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen — unverbindlich getestet werden kann."