Heckinghausen Plötzlich war der Tunnel weg
Wuppertal · "Ist das nicht wieder ein Klopper?" Heckinghausens Bezirksbürgermeister Christoph Brüssermann muss sich wieder einmal über die Bahn aufregen. Sie habe ohne Ankündigung die Unterführung Heidter Berg durch eine neue ersetzt und — was weit schlimmer ist — sie blockiere die 15-Millionen—Maßnahme "Soziale Stadt Heckinghausen", weil sie ein Grundstück neben den Gleisen entgegen früherer Ankündigungen nun doch nicht abgeben wolle.
Etliche Jahre war die Bahnunterführung am Heidter Berg der Wuppertaler Angstraum schlechthin. Doch alle Appelle an die Bahn, diesen Schandfleck in einen begehbaren Zustand zu versetzen, scheiterten. Schließlich sammelten die betroffenen Bezirksvertretungen Sponsorengelder in fünfstelliger Größenordnung — und mit Unterstützung der ESW und des benachbarten Mädchenwohnheims St. Hildegard wurde die Dunkelkammer zum Vorzeigetunnel. Ende Juli 2016 fand die Eröffnung statt. Brüssermann: "Zuvor hatte uns die Bahn signalisiert, dass sie dort in den nächsten Jahren nichts planen würde."
Doch exakt ein Jahr später fanden Anwohner in ihren Briefkästen eine Mitteilung der Bahn vor, es werde demnächst etwas lauter, weil die Unterführung erneuert werde. "Wir erfuhren nur durch Zufall davon", ärgert sich Brüssermann. ESW-Chef Martin Bickenbach konnte gerade noch die eigens erstellten teuren Aluminium-Fototafeln an den Aufgängen abmontieren und einlagern lassen. Dann kamen Bagger und Kräne und vollzogen jenen Austausch, um den man jahrzehntelang vergeblich gebettelt hatte.
Bahnsprecherin Kirsten Verbeek lässt offen, wer wen an dieser Stelle nicht rechtzeitig über die Maßnahme informiert habe. Allerdings habe die Sperrung der Gleise kurzfristig die Chance geboten, den Neubau vorzuziehen. Die habe man genutzt, um nicht später Einschränkungen im Bahnverkehr zu verursachen.
Noch aufgebrachter ist Brüssermann wegen eines anderen Abstimmungs-Fiaskos. Die Brache zwischen der Brändströmstraße und dem Bauhaus-Baumarkt war im "Soziale-Stadt"-Projekt als Recycling-Hof überplant und ein wichtiger Bestandteil des Grünachsenkonzeptes. Nachdem die Bahn zunächst signalisiert habe, dass sie das Grundstück verkaufen werde, habe man nun auf einmal eine Kehrtwende vollzogen. "Ein ganz böses Foul", ereifert sich Brüssermann, denn ohne diese Fläche seien fünf Sechstel des 15-Millionen-Programms nicht mehr förderungswürdig.