Kommentar zum Verhältnis zwischen Bahn und Stadt Einsame Entscheidungen

Wuppertal · Man möchte eigentlich gar nicht mehr über die Bahn schimpfen, aber irgendwie lässt sie einen nicht los. Da engagieren sich Bürger und renovieren einen Bahntunnel auf eigene Kosten, weil über Jahrzehnte nichts passiert und keine zwölf Monate später reißt das Staatsunternehmen plötzlich alles ab und baut neu.

Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Foto: Bettina Osswald

Fassungslosigkeit hier vor Ort, so wie beim nicht erfolgte Abbau der Oberleitungen in den Osterferien, der den Abriss der Brücke Brändströmstraße verhinderte.

Oder die aktuelle Kehrtwende beim geplanten Verkauf des Bahn-Grundstücks an der Widukindstraße. "Im Rahmen einer Unentbehrlichkeitsprüfung habe sich herausgestellt, dass das Gelände langfristig als Materiallagerplatz und zur Vorbereitung für mögliche Bauarbeiten benötigt werde", bedauert die nicht zu beneidende Bahn-Pressesprecherin. Aber wenn es von Seiten der Stadt noch Gesprächsbedarf gäbe, stehe man gerne zur Verfügung.

Gesprächsbedarf besteht mit Sicherheit, denn ohne die Bahnfläche steht das 15-Millionen-Programm in einem wichtigen Stadtteil auf der Kippe. Der Bezirksbürgermeister hofft auf ein gutes Ende, angeblich solle es ja noch Verhandlungen geben. Aber wer wisse schon, mit wem man sprechen müsse, wer welche Befugnisse habe und wer letztlich entscheiden dürfe. Es sind immer die gleichen Probleme ...

Natürlich ist die Bahn ein großer Laden und die Auslagerung verschiedener Unternehmensbereiche hat die Palette möglicher Ansprechpartner noch mal erweitert. Auch sei der neue Konzernbevollmächtigte im Land, so seine Sprecherin, in "guten Gesprächen mit der Stadt, mit der man ein wirkliches gutes Verhältnis habe". Ob die das auch weiß, ist zu bezweifeln.

Die Bahn mag bei einigen ihrer berüchtigten No-Gos (das Wort lässt der neue Duden zu) in letzter Zeit reagiert haben und die unsägliche Vollsperrung zumindest mit einem Busverkehr ersetzen, der den Namen auch verdient. Und sie will die Bauarbeiten im Hauptbahnhof soweit vorziehen, dass nicht angefangen wird, wenn die Stadt gerade fertig ist — unter anderem mit der Erneuerung der Bahnhofsfassade auf eigene Kosten ...

Aber immer wieder sind es die vollendeten Tatsachen, mit denen sich alle Beteiligten auseinanderzusetzen zu haben, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Wünschenswert wären eingefahrene Informationsstrukturen, die gewährleisten, dass die Stadt schon im Planungsstadium zu Entscheidungen der Bahn zumindest gehört werden kann. Und auch ihre Stimme ein Bestandteil von "Unentbehrlichkeitsprüfungen" wäre...