Wuppertaler Hochsprung-Meeting „One Night Stand“ von Poschmann

Wuppertal · Wenn am Freitag (24. Januar 2020) um 18 Uhr das 26. Hochsprung-Meeting in der Sporthalle Heckinghausen beginnt, ist das nicht nur die Fortsetzung einer Tradition nach einer Pause von acht Jahren.

Es geht (endlich) wieder hoch hinaus in Heckinghausen.

Foto: Dirk Freund

Sondern auch eine würdige Veranstaltung im Jahr des (bislang vergessenen) 60-jährigen Jubiläums dieser ganz besonderen Halle, die im Jahr 1960 eröffnet wurde und die bis zur Premiere der Uni-Halle 1987 der Schauplatz unzähliger Großereignisse aller Art war, die im Jahre 2010 mit einer lückenlosen Chronik gewürdigt wurde. Walter Scheel bei den Sportpressefesten und Borussia Mönchengladbach mit Hennes Weisweiler und Günter Netzer beim Hallenfußball sind in Heckinghausen angetreten. Die Rundschau blickt zurück auf einige der zahlreichen Höhepunkte.

Das erste Hochsprung-Meeting fand am 20. Januar 1988 statt. Die Basis dafür war die Berufung des BTVers Wolfgang Killing in das Amt des Hochsprung-Bundestrainers mit den entsprechenden Netzwerken. Es war die große Zeit von Carlo Thränhardt und dem Olympiasieger von 1984, Dietmar Mögenburg. Die beiden boten eine prächtige Show, das zuckende Knie von Carlo Thränhardt in der Konzentrationsphase wurde zum Kult. Thränhardt übersprang 2,35 m und besiegte Mögenburg mit 2,30 Meter. Die mittlerweile 84-jährige TV-Ikone Dieter Adler moderierte, Ehrengast war Paul Schlurmann, ohne den diese Halle nicht gebaut worden wäre. Ein Jahr später gewann Mögenburg mit 2,33 Meter – und erstmals wurde der Damen-Wettbewerb ins Programm genommen. Heike Henkel gewann mit 1,91 Meter. Die aus Kiel stammende Olympiasiegerin hat in Wuppertal fünf Mal hintereinander gewonnen und ist 1991 und 1992 in der Uni-Halle zwei Mal über 2 m gesprungen.

Mit ihr, Alina Astafei und Stefka Kostadinova sind die drei weltbesten Damen dieser Disziplin und dieser Zeit mehrfach in Wuppertal angetreten. Astafei gewann 1995 mit 1,99 Meter, Kostadinova ein Jahr später mit 2,01 Meter. Das Hochsprung-Meeting wechselte von 1989 bis 1992 in die Uni-Halle. Trotz guter Leistungen und vieler (auch teurer) Top-Athleten ging es 1993 zurück in die kuschelige, charismatische Heckinghauser Halle. Dort wurde am 4. Februar 1994 ein Stück Wuppertaler Sportgeschichte geschrieben. Der kubanische Weltrekordler, Weltmeister und Olympiasieger Javier Sotomayor (heute 52 Jahre alt) übersprang die Weltjahresbestleistung von 2,40 Meter.

Der Weltrekord von 2,44 Meter schien machbar. Aber das sollte viel Geld kosten. Der Manager des Kubaners forderte 50.000 US-Dollar. Die Verantwortlichen zogen sich in einen Nebenraum zurück und entschieden sich gegen das Geld. Der Kubaner absolvierte noch einen halbherzigen Versuch über 2,44 Meter und gab dann auf.

In dieser Epoche des Meetings war die Veranstaltung immer in den überregionalen Print-Medien präsent. Bei den Herren prägte der Pole Artur Partyka als dreifacher Sieger von 1990, 1992 und 1996 das Meeting. Zwei Mal (1999 und 2000) steht auch Martin Buß (später noch für den BTV startend) in der Siegerliste.

Am 5. Februar 1999 kam der Stabhochsprung der Damen hinzu. Es war ein zusätzlicher Nervenkitzel, wenn sich die Damen in Augenhöhe der Tribünenbesucher über die Latte hangelten. Die für den LAC Zweibrücken startende, gebürtige Russin Nastja Ryzih triumphierte mit 4,41 Meter. Die 42-jährige arbeitet heute als Trainerin, ist zweifache Mutter. Ihre elf Jahre jüngere Schwester Lisa gewann 2019 die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig mit 4,60 Meter.

Eng mit der Geschichte dieser Veranstaltung ist der Name Wolf-Dieter Poschmann verbunden. 15 Mal führte der ZDF-Mann durch das Programm. In der Chronik überschrieb er seine persönliche Geschichte mit der Zeile: „Mein jährlicher One Night Stand.“ Etliche Wettkämpfte endeten damals am frühen Samstagmorgen. Der Halle widmete er seine ganz besondere Liebeserklärung: „Sie strahlt Leben aus. Wärme, was weniger an den vielen Ocker- und Brauntönen liegt, als vielmehr an den Menschen, die sie mit Leben füllen.“