Fußball-Regionalliga West WSV: Von flachen Bällen und Demut

Wuppertal · Der Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV reist am Samstag (14 Uhr) ins Hagener Ischelandstadion zum Derby bei der TSG Sprockhövel. Zugleich gab es die Vertragsentscheidung, weitere sollen folgen.

Manuel Bölstler hat eigentlich keinen Grund, skeptisch zu sein. Sein Team liegt als Aufsteiger auf dem vierten Tabellenplatz.

Foto: Dirk Freund

Läuft alles nach Plan, kann der WSV noch vor Weihnachten die Planungen für die kommende Saison erheblich intensivieren. Sportdirektor Manuel Bölstler: "Wir wollen so schnell wie möglich die notwendigen Punkte holen. Aber wir müssen weiter hart arbeiten, um weiter erfolgreich zu bleiben."

Trotz der Punkteflut bleibt die sportliche Führung auf ihrem Kurs: "Das Saisonziel zu verändern wäre absolut realitätsfern. Wir sollten nicht vergessen, wo wir herkommen und welche Mittel wir im Gegensatz zu anderen Vereinen zur Verfügung haben. Deshalb mein Rat: Ball flach halten und demütig bleiben!"

Noch immer ist der 33-Jährige verwundert, über was nach dem 2:1-Sieg vor 4.000 Zuschauern gegen Rot-Weiß Oberhausen und dem Sprung auf Rang vier vor allem diskutiert wurde: "Da geht es um die Ein- und Auswechslung von Babacar M'Bengue und warum wir in der zweiten Halbzeit einen Einbruch hatten. Aber nicht, dass wir gegen ein Profiteam wie RWO die erste Halbzeit beherrscht und saisonübergreifend in 30 Partien nur einmal verloren haben ..."

Bölstler kündigte derweil an, den 2018 auslaufenden Vertrag mit Trainer Stefan Vollmerhausen "gerne zeitnah" verlängern zu wollen: "Wir haben den besten Trainer beim WSV seit 15 Jahren beziehungsweise seit ich den Verein verfolge. Er hat im Schnitt starke 2,1 Punkte geholt." Sein eigener Kontrakt, der vor wenigen Monaten nach heftigem internen Donnergrollen verlängert wurde, läuft bereits im Sommer 2017 aus: "Ich fühle mich beim WSV wohl und kann mir einen längeren Verbleib durchaus vorstellen. Meine Arbeit müssen aber andere Leute im Verein beurteilen. Ich bin zuständig für die Trainer und die Kaderzusammenstellung. Daran arbeite ich jetzt schon mit Hochdruck für die Zukunft."

Dass diese Aufgabe nicht einfach wird, liegt auf der Hand. Leistungsträger wie Gaetano Manno (34) und Ercan Aydogmus (37) werden nicht jünger, gleichwertiger Ersatz kostet viel Geld. Gleichzeitig werfen schon jetzt andere Clubs ihr Auge auf die WSV-Talente. Tristan Duschke etwa, der im Sommer aus der U19 von Bayer 04 Leverkusen kam, hat sich längst in den überregionalen Fokus gespielt. Der Defensivspezialist, der von Michael Stuckmann beraten wird, hatte aus gutem Grund nur für ein Jahr unterschrieben. Ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Hätte der WSV dem nicht zugestimmt, wäre Duschke ganz sicher bei einem anderem Club gelandet, wo er mehr verdient hätte. Immerhin: Torwart Sebastian Wickl hat bis Sommer 2019 verlängert (wir berichteten).

Dass das Geld beim WSV nicht locker sitzt, zeigt auch die Tatsache, dass kein Winter-Trainingslager aufgeschlagen werden kann. Die Tour wäre nicht Bestandteil des Etats, der Bölstler zur Verfügung steht. Der Vorstand hatte vor Saisonbeginn beschlossen, die Kosten auszulagern und sie nach Möglichkeit extern zu stemmen. Eine wohl machbare Reise in die sonst bevorzugte Türkei ist aus Sicherheitsgründen kein Thema mehr. Spanien und Portugal (45.000 bis 50.000 Euro) sind dagegen zu teuer. Stattdessen plant Bölstler eine Teambuilding-Maßnahme. Am 8. Januar nimmt der WSV an den Hallen-Stadtmeisterschaften teil, am 10. Januar ist offizieller Trainingsauftakt. Die Saison wird am 18. Februar fortgesetzt.

Nun aber steht erst einmal das Derby in Hagen gegen Sprockhövel an. "Ich habe die TSG mehrfach gesehen. Das ist keine schlechte Mannschaft. Vielleicht fehlt ihr ein bisschen die Qualität. Aber wer glaubt, dass wir das locker gewinnen, der täuscht sich gewaltig", warnt Vollmerhausen. Erwartet werden im Hagener Ischelandstadion rund 5.000 Fans. "Wir haben noch harte Aufgaben bis Weihnachten vor uns, etwa zu Hause gegen Gladbach sowie bei Viktoria Köln und Rot-Weiß Essen. Wir müssen hoch konzentriert sein, denn in der Regionalliga kann man auch ganz schnell verlieren", warnt Bölstler. Der Plan sieht allerdings anders aus.