Fußball-Regionalliga: Wuppertaler SV Käpt’n weg, Topal back
Wuppertal · Immer noch ungeschlagen und Tabellendritter — Aufsteiger WSV hat in der Fußball-Regionalliga einen Lauf. Beim 4:0-Kantersieg gegen Rot-Weiß Ahlen schlug die Stunde zweier Akteure, die sich bisher noch schwer taten.
Wo ist Behle? Wer erinnert sich nicht an diesen legendären Spruch von Bruno Moravetz während des 15-Kilometer-Langlaufes bei den olympischen Winterspielen 1980 in Lake Placid. Verzweifelt suchte der am 31. Dezember 2013 im Alter von 92 Jahren verstorbene Sport-Reporter damals den nach der Zwischenzeit sensationell führenden, von den Kameras jedoch verschmähten deutschen Ski-Langläufer. Kaum weniger spannend ging es am vergangenen Samstag im Stadion am Zoo zu. Schließlich aber stellte ein Journalist dann endlich die alles entscheidende Frage: Wo ist Manno?
Der Mittelfeldspieler des Wuppertaler SV fehlte in der Aufstellung für die Partie gegen Rot-Weiß Ahlen, er stand noch nicht einmal im Kader. Angesichts der Wichtigkeit des 34-Jährigen kamen sofort bange Fragen nach einer möglichen Verletzung auf. WSV-Trainer Stefan Vollmerhausen aber war die Ruhe selbst, grinste bei der Pressekonferenz vom Podest herunter und klärte nach endlos lange wirkenden Sekunden schließlich triumphierend auf: "Ich wusste bereits seit Juni 2015, dass Gaetano heute nicht dabei sein würde. Er ist in Italien. Sein Bruder feiert dort Hochzeit."
Schon beim Niederrheinpokal-Spiel gegen den SV Straelen (2:1) stand Manno wieder auf dem Rasen. Vollmerhausen hatte am Samstag allerdings auch deshalb gut Lachen, weil gegen Ahlen in Abwesenheit seines Kapitäns zwei Akteure in die Bresche gesprungen waren, die bislang eher kritisch beäugt worden sind. Enes Topal erzielte beim 4:0 zwei herrliche Treffer und Silvio Pagano bereite gleich drei Tore vor.
"Heute habe ich gezeigt, was mich stark macht. Gleich der erste Ball ist gekommen", sagte Pagano. Der 30-Jährige äußerte allerdings zugleich Unverständnis über die zuvor aufgekommene Kritik an seiner Person. "Natürlich habe ich zu Beginn dieser Saison noch nicht so viele spektakuläre Szenen gehabt, doch das ist ja auch unserer als Neuling etwas defensiver ausgerichteten Spielanlage geschuldet. In der ist meine Arbeit nicht immer zu erkennen, weil mich stets alle nur an meinen Offensiv-Aktionen messen. Dieser Situation war ich mir bewusst, wollte aber dennoch unbedingt beim WSV spielen", sagte Pagano.
Dies wird der Sonnborner auch am Samstag ab 14 Uhr beim SC Verl wieder von Beginn an tun. Ob gleiches für Enes Topal gilt, ist indes noch offen. Immerhin konnte der Angreifer gegen Ahlen Eigenwerbung betreiben, nachdem er während der Vorbereitung den Anschluss etwas zu verlieren drohte. "Enes hatte ja in der vergangenen Rückrunde mit Verletzungen zu kämpfen und war dadurch auch im Sommer nie richtig fit. Vorige Woche aber hat er gut trainiert und seine Aufstellung damit verdient. Er ist gegen Ahlen 90 Minuten weite Wege gegangen und hat herausragende Tore gemacht", sagte Sportdirektor Manuel Bölstler.
Topal selbst strahlte, als hätte er bei der Hochzeit von Mannos Bruder die Musik machen dürfen. "Klar hatte ich einige Schwierigkeiten, aber ich habe immer an mich geglaubt, weiter hart gearbeitet und bin dafür jetzt belohnt worden. Heute war mein Tag", sagte Topal.
Nun gilt es für den 20-Jährigen, auf dem Teppich zu bleiben. Eine Eigenschaft, an der Topal laut Trainer Vollmerhausen zu arbeiten hat, dies augenscheinlich aber schon getan hat. Forderungen nach einem Startelf-Einsatz in Verl gab es von Topal jedenfalls nicht. "Ich mache keine Zicken." Zumal die Suche nach Gaetano Manno ja inzwischen eingestellt ist.