Das BHC-Duell: Island gegen Österreich Gunnarssons Bruder kickt bei der Fußball-EM

Wuppertal / Paris · Für Arnor Gunnarsson und Viktor Szilágyi geht es in die Verlängerung. Nach dem Saison-Kehraus am Sonntag (5. Juni 2016) bei der SG Flensburg-Handewitt stehen für die beiden Handballer des Bergischen HC mit ihren National-Mannschaften noch die entscheidenden Qualifikations-Spiele zur Weltmeisterschaft 2017 auf dem Programm.

Arnor Gunnarsson (li.) und Viktor Szilagyi.

Foto: Marcus Jensen

Während Szilágyi mit Österreich am 12. und 15. Juni gegen Dänemark dabei wohl eine zu hohe Hürde vor der Brust hat, darf sich Gunnarsson mit Island am 12. und 16. Juni gegen Portugal realistische Chancen auf die WM ausrechnen. Die findet dann im Januar 2017 in Frankreich statt, und Frankreich — das ist auch Gunnarssons Reiseziel für den nun bald anstehenden Urlaub.

"Ich fliege am 17. Juni von Porto nach Genf und fahre von dort aus weiter mit dem Zug nach Annecy", erzählte Arnor Gunnarsson im Gespräch mit der Rundschau. In den Savoyen warten dann bereits Eltern und Geschwister auf den 28-Jährigen. Alle haben am malerisch gelegenen See von Annecy ein Ferienhaus gemietet.

Lediglich Bruder Aron wird fehlen — das allerdings aus gutem Grund. Der 27-Jährige führt die isländische Fußball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft als Kapitän aufs Feld. "Wir sind zum ersten Male qualifiziert. Das ist für alle Isländer eine Riesen-Geschichte. Und für mich ist sie besonders toll, weil mein Bruder dabei ist", findetGunnarsson,

Beim ersten Spiel am 14. Juni — wie auch für die Handballer gegen Portugal — ist Arnor Gunnarsson noch verhindert. Sein Bruder wird es an diesem Abend in Wuppertals Partnerstadt St. Etienne als defensiver Mittelfeldspieler wohl öfter mit Superstar Cristiano Ronaldo zu tun bekommen. Arnor empfiehlt dem "Schönling" von Real Madrid, sich warm anzuziehen. "Mein Bruder wird ihm mit seiner robusten Zweikampfführung gewaltig auf die Nerven gehen", so der BHC-Rechtsaußen über Aron.

Seit 2012 trägt dieser bei den Männern von der Vulkaninsel im Nordatlantik die Kapitänsbinde. "Er spricht auf dem Feld sehr viel und ist damit für die Rolle des Anführers wie gemacht", erklärt Arnor Gunnarsson.

Der hat dann aber Tickets für die Spiele gegen Ungarn am 18. Juni in Marseille und gegen Österreich am 22. Juni in Paris. Österreich? Ja, das letzte Spiel der Gruppe F — es wird auch zum Duell zwischen den BHC-Freunden Gunnarsson und Szilagyi. "Wir reden eh viel über Fußball, aber seit wir in eine Gruppe gelost worden sind, hat sich der Aufmerksamkeitsgrad für die EM noch einmal erhöht", schmunzelt Viktor Szilágyi und ergänzt lachend: "Da gab es schon die eine oder andere Frotzelei. Natürlich hoffe ich nach dem Spiel, dass ich die Sieger-SMS verschicken kann."

Anders als Gunnarsson wird Szilágyi die EM vor dem Fernseher verfolgen. Der 37-Jährige macht während des Turniers mit seiner Familie Urlaub in — Achtung — Portugal. Dass Szilagyi seine Österreicher vor Island sieht, hat er als ausgewiesener Fußball-Experte im Gespräch mit der Rundschau klar begründet. "Wir haben bei den Spielern eine goldene Generation, mit Marcel Koller einen super Trainer und sind als Team enorm gefestigt."

Eine Analyse, der Gunnarsson nicht widersprechen wollte. "Für das Achtelfinale brauchen wir gegen Portugal einen Punkt und müssen Ungarn schlagen. Österreich ist zu stark für uns."

Von den Alpen bis zur Donau herrscht eine riesige Euphorie, doch wie weit können diese Österreicher kommen? "Ich denke, dass das Viertelfinale machbar ist. Wir haben in der Qualifikation 28 der 30 möglichen Punkte geholt, das war an Souveränität nicht zu überbieten", findet Szilagyi. Einen Stolperstein aber sieht er: "Das einzige, was Österreich ein Problem bereiten kann, ist die Quantität. Von den Stammspielern darf eigentlich keiner ausfallen. Wir haben nicht die Breite im Kader, um sie adäquat ersetzen zu können."

Gunnarsson gegen Szilágyi — in Wuppertal ist es DAS EM-Duell. Wann es dies auch mal im Liga-Alltag gibt, ist offen. Während Viktor Szilágyi den Hamburger SV favorisiert, hat Arnor Gunnarsson seine Liebe eine Klasse tiefer gefunden. "Ich bin großer Fan von Union Berlin. Weil ich das Vereinslied einfach klasse finde. Ich habe es mir sogar schon aufs Handy geladen."

Na, mit dem Klingelton wird er in Frankreichs Stadien ganz sicher für Aufsehen sorgen ...