Verbraucherzentrale Wuppertal Praktische Hilfe bei unseriösen Geschäftspraktiken
Wuppertal · Bei rund 4.000 Rechtsberatungen und -vertretungen war die Verbraucherzentrale Wuppertal im Jahr 2019 Ansprechpartnerin, um Rechte durchzusetzen oder unberechtigte Forderungen abzuwenden. Nun hat sie ihren Bericht vorgestellt.
Prepaid-Kreditkarten, die sich nach der Bestellung via Internet nicht als finanzielle Soforthilfe, sondern als kostenträchtiges Zahlungsmittel entpuppten. Energieversorger, die Kunden mit unzulässigen Preiserhöhungen überrumpelten. Haustürverkäufer, die angesichts der bevorstehenden Fusion von Unitymedia und Vodafone zum Abschluss überflüssiger Verträge für den Fernsehempfang drängten. Und wenn etwas schieflief, wo eigentlich gezahlt werden sollte, folgte auch 2019 alsbald unerwartete Post eines Inkassobüros – mit der Ankündigung oft hoher Gebühren, drohender Mahnbescheide oder Zwangsvollstreckung inklusive. Das waren nur einige der Themenschwerpunkte. „Auch wenn wir wegen der Corona-Pandemie einige Wochen keine persönliche Beratung anbieten konnten, waren wir per Telefon und E-Mail weiter mit Ratsuchenden in regem Austausch und Kontakt. Dabei hat sich gezeigt, dass gerade in unsicheren Zeiten der Schutz vor Übervorteilung durch unseriöse Geschäftspraktiken besonders gefragt ist“, so Marlene Pfeiffer, Leiterin der Wuppertaler Beratungsstelle.
Ein Wuppertaler Rentner wollte sich in einem Telefonshop nur eine Handyfunktion erklären lassen. Raus kam er mit acht neuen Telefonverträgen und monatlichen Mehrkosten von über 500 Euro. Die Beratungsstelle konnte die Verträge erfolgreich für ihn stornieren. Viele Ratsuchende kamen mit Anliegen und Problemen rund ums Thema Telekommunikation in die Beratungsstelle. Neben den Klassikern – nicht nachvollziehbare Posten auf der Telefonrechnung, Stolperfallen beim Anbieterwechsel oder Frust, wenn vertraglich zugesicherte Internetgeschwindigkeiten und die Übertragungsraten beim tatsächlichen Surfen im Alltag meilenweit auseinanderlagen – sorgte mangelhafte Information beim Vertragsabschluss in Telefon-Shops für Ärgernisse. „So berichteten Verbraucher, dass sie überrumpelt worden waren und Verträge unterschrieben hatten, deren Konditionen und Kosten sie erst im Nachhinein überblicken konnten“, erläuterte Pfeiffer. Bei einer landesweiten Stichprobe hatte die Verbraucherzentrale festgestellt, dass neun von zehn Shops ihren gesetzlichen Informationspflichten vor Abschluss eines Handyvertrages nicht nachgekommen waren.
Nach TelDaFax, FlexStrom und Care Energy war mit der Bayerischen Energieversorgung BEV erneut ein Energieversorger Pleite gegangen. „Wir haben nicht nur über die Entwicklungen des Insolvenzverfahrens informiert, sondern auch Schritte erläutert, um offene Forderungen wie Boni und Guthaben gegen die BEV durchzusetzen und gegebenenfalls anzumelden“, zeigte Pfeiffer die Hilfestellungen für Ratsuchende auf.
Ob Warenbestellungen über Shopping-Plattformen oder Abos für Streaming-Dienste: Einmal mehr hatten Kriminelle mit Hilfe gestohlener Daten im Internet auf Kosten ihrer Opfer eingekauft oder auf deren Namen Verträge abgeschlossen. Betroffene erfuhren vom Identitätsdiebstahl meist erst, wenn sie Rechnungen oder Inkassoschreiben erhielten oder unbekannte Abbuchungen auf ihrem Konto vorfanden. In der Rechtsberatung hat die Beratungsstelle dubiosen Forderungen einen Riegel vorgeschoben und auch präventiv Tipps gegeben, um Datendiebstahl vorzubeugen.
„(Keine) Zeit für (falsche) Entscheidungen“ – mit dieser Kampagne will die Beratungsstelle den Weg weisen, um im Energiebereich in Sachen Klimaschutz das Richtige zu tun. Denn wenn in guter Absicht falsche Entscheidungen getroffen werden – zum Beispiel, weil geplante Maßnahmen entweder unnötig teuer sind, gar keinen Klimaschutzeffekt haben oder einfach nicht die größtmögliche Wirkung erzielen – drohen Anstrengungen zu verpuffen. Mit Beratungen und Aktionen half die Beratungsstelle, um mit den Investitionen für sich selbst und auch die kommunalen Anstrengungen zum Klimaschutz das Beste rauszuholen.
Zum 20-Jährigen des Verbraucherinsolvenzverfahrens hat die Verbraucherzentrale Bilanz gezogen: Mehr als 1.200 Betroffene haben die Fachberater in umfassenden Schuldner- und Verbraucherinsolvenzverfahren begleitet – davon profitierten auch Angehörige und vor allem Kinder. „Bei Schuldenproblemen schnell fachkundige Unterstützung zu suchen – dieser Appell ist nach wie vor aktuell“, so Pfeiffer.
Die Umweltberatung gab Anstöße fürs Vermeiden von Verpackungsmüll für die Unterwegs-Verpflegung. Denn wild entsorgt vermüllen die Kunststoffverpackungen nicht nur Städte und verursachen zusätzliche Entsorgungskosten, sondern zerfallen in Mikroplastikteilchen, die Luft, Böden und Gewässer belasten. Ein Schwerpunkt dabei 2019: Wasser trinken ohne Abfall.