Interview mit Hotelentwickler Christian Schollen Wuppertal verkraftet noch jede Menge Hotelbetten
Wuppertal · Um drei Prozent gingen die Übernachtungszahlen in Wuppertal im ersten Halbjahr zurück. "Das ist nicht Besorgnis erregend", meint der Wuppertaler Hotelentwickler Christian Schollen, "die Stadt ist dennoch auf einem guten Weg!
" Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder sprach mit ihm.
Rundschau: Ein Leser überraschte uns vor kurzem mit der Mitteilung, dass er an einem Montag in Wuppertal kein Hotelzimmer bekommen habe — mit Mühe konnte er noch eine Junior Suite für 280 Euro ergattern. Obwohl in Düsseldorf keine Messe stattfand.
Schollen: Ja, es ist wirklich der Wahnsinn, was generell in der Hotelbranche los ist. Das betrifft erkennbar auch Wuppertal. Die Nachfrage ist ungebrochen hoch.
Rundschau: Nach vielen Jahren ohne große Bewegung gibt es in Wuppertal derzeit gleich einige Neubauplanungen. Woran liegt das?
Schollen: Generell sorgt die Flucht in Sachwerte wegen des billigen Geldes für diesen Bau-Boom. Und in der Nachfrage liegt die Hotellerie nach dem Wohnungsbau noch vor der Büronutzung. Dabei suchen Investoren und Betreiber momentan eher einen "A"-Standort in einer "B"-Stadt als einen "B"-Standort in einer Metropole — auch weil das preiswerter ist. Da ist eine Stadt wie Wuppertal plötzlich mit auf dem Schirm.
Rundschau: Aber ist das entstehende Bettenangebot nicht zu groß?
Schollen: Das sehe ich nicht so. Am Wall entsteht das Holiday Inn, in der ehemaligen Post an der Morianstraße das Hotel am Kolk, dazu könnte noch das B & B-Haus am Wunderbau und das Hotel im westlichen Teil der Bundesbahndirektion kommen. Wir sprechen da von gut 700 Betten.
Rundschau: Und das ist nicht zu viel?
Schollen: Nein, das ist sogar moderat im Vergleich zu anderen Städten wie Essen oder Dortmund, von Köln oder Düsseldorf ganz zuschweigen. Doch Wuppertal hatte im letzten Jahr ein dickes Übernachtungsplus und hängt nicht mehr nur am "Düsseldorfer Tropf".
Rundschau: Aber die meisten Übernachtungen sind und bleiben geschäftlicher Natur?
Schollen: Fast alle, das ist aber in den meisten NRW-Großstädten so. Immerhin gibt es nicht nur nach meiner Beobachtung immer mehr Schwebebahn-Touristen. Vielleicht gelingt es ja mit Hilfe der neuen Waggons hier einen kleinen Wochenendmarkt zu etablieren.