Ehemalige Bundesbahndirektion Stadt will Mandat für Verhandlungen
Wuppertal · Die Nutzung der ehemaligen Bundesbahndirektion am Döppersberg als neues Standbein für mehrere städtische Ämter, Jobcenter und Uni nimmt immer konkretere Formen an. Am 3. März soll der Rat die Umsetzungsplanung genehmigen und die Verwaltung mit den abschließenden Miet-Verhandlungen beauftragen.
Für das, was am Döppersberg entstehen soll, fand Uni-Kanzler Roland Kischkel heute (1. Februar 2021) bei einer Pressekonferenz aller Beteiligten im Barmer Rathaus das schöne Bild einer „WG“, die sich unter dem Dach des historischen Komplexes in Wuppertaler Bestlage gründen soll. Ankermieter wäre dabei die Stadt, die auf 10.000 Quadratmetern Fläche 790 Mitarbeiter aus mehreren Ämtern zusammenziehen und damit eine neue zentrale Service-Anlaufstelle für Bürger schaffen will. Konkret sollen das bisher am Steinweg in Barmen ansässige Einwohnermeldeamt (ausgenommen die Bürgerbüros), das derzeit auf Lichtscheid heimische Straßenverkehrsamt und der Bezirkssozialdienst Elberfeld komplett an den Döppersberg ziehen und ihre Dienstleistungen für die Bürger künftig aus einer Hand anbieten. Dazu kommen Teile von Jugendamt und Schulverwaltungsamt.
„Die Anmietung der Bundesbahndirektion ist ein Quantensprung für die Innenstadt“, findet Stadtkämmerer Johannes Slawig, in dessen Zuständigkeit das Projekt fällt. „Wir wollen ja nicht irgendwelche Verwaltungsstandorte unterbringen, für die wir gerade Räume brauchen, sondern mehr Bürgerservice bieten. Und natürlich auch gute Bedingungen für Abteilungen, die bisher unter schwierigen Bedingungen arbeiten.“ Wer neu in Wuppertal sei oder Anliegen rund um Kinder oder Familie habe, könne dann nach dem „Lebenslagenprinzip“ komplett bedient werden. Unter diesem Gesichtspunkt soll auch der Eingangsbereich im Sinne einer Service-Zentrale gestaltet werden.
Verhandlungen mit Clees bisher sehr gut verlaufen
Im Vorfeld der jetzt erarbeiteten Beschlussvorlage hatte ein externes Beratungsunternehmen die Machbarkeit, den Raumbedarf und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Anmietung untersucht. Ein Bestandteil der Kalkulation: Für die 790 Mitarbeiter werden nur noch 530 Arbeitsplätze vorgesehen - durch Digitalisierung, Home-Office und „Desk-Sharing“ sinkt der Platzbedarf deutlich. Das soll sich dann auch in den Kosten niederschlagen. Slawig zu den finanziellen Fragestellungen: „Die Miete am Döppersberg ist nicht in Gänze, aber wahrscheinlich zu einem großen Teil über Einsparungen durch den Verkauf oder die Abmietung anderer Standorte refinanzierbar.“ Das Mandat für die endgültige Aushandlung dieser Miete mit der Clees-Gruppe als Eigentümer der Bundesbahndirektion möchte die Verwaltung am 3. März vom Stadtrat bekommen. Dann könne im dritten Quartal 2021 der Abschluss erfolgen. Den Weg dafür sieht Slawig schon sehr weit gebahnt: „Die Verhandlungen sind bisher sehr gut verlaufen, das war sehr kooperativ und konstruktiv.“ Zur endgültigen Entscheidung bräuchten beide Seiten aber noch den Ratsbeschluss zu Details des Nutzungskonzeptes. Sollte das Projekt realisiert werden, würde das laut Slawig auch eine neue Raumplanung an anderen Verwaltungsstandorten nach sich ziehen. So wolle man das Rathaus Barmen nach dem gleichen Prinzip wie am Döppersberg mit einem bürgerfreundlichen und serviceorientierten Eingangsbereich umgestalten.
Das Jobcener sieht seinerseits in der Bundesbahndirektion die Chance, auf 3.000 Quadratmetern die Geschäftsstellen Elberfeld Süd und Mitte sowie die Bildungsberatungsangebote für Jugendliche zusammenzulegen. Vorstand Andreas Kletzander sieht dabei „unwahrscheinlich viele Schnittstellen“ mit den Nachbarn Stadt und Uni, die zu Synergien führen können. Die Uni plant ihrerseits mit einer Fläche von 3.800 Quadratmetern, die in erster LInie dem Institut für Bildungsforschung zur Verfügung stehen sollen. „Wir sind Opfer unseres Erfolgs“, erklärt Kanzler Kischkel den Platzbedarf, der in diesem Bereich recht kurzfristig entstanden ist. Der schnelle Sprung von einst drei auf 14 Professuren mit bis zu 200 Arbeitsplätzen und aktuell 3.200 Studierenden sei mit langwierigen Neubauten für Seminarräume, Labors und Büros nicht schnell genug abzubilden. Der Körper der Bundesbahndirektion ermögliche dagegen das alles.
Oberbürgermeister Uwe Schneidewind sieht in den Plänen auch ein nach Außen sichtbares Zeichen dafür, dass Wuppertal in seiner schwierigen aktuellen Lage nicht nur die Klagerolle einnimmt, sondern auch zu kraftvollen Zukunftsplanungen fähig ist: „Diese Stadt hat Zukunftslust und Zukunftskraft, die wird sie sich auch unter diesen herausfordernden Bedingungen nicht nehmen lassen. Elberfeld kann eien der attraktivsten multifunktionalen Innenstädte Deutschlands werden - in einer engen Kopplung von Wohnen, Einkaufen, Arbeiten, Kultur, Freizeit und Erholung“.