Veranstaltung mit MLPD-Vorsitzender gestrichen Ärger um Engels-Programm
Wuppertal · Wegen der Teilnahme der MLPD-Parteivorsitzenden Gabriele Fechtner als Referentin hat die Stadt Wuppertal eine Veranstaltung aus dem digitalen Programmheft von „Engels2020“ verbannt.
„Des Kommunisten Friedrich Engels darf jeder gedenken – außer er ist Kommunist“ - so lautet der zentrale Vorwurf des Geschäftsführers der Gelsenkirchener Willi-Dickhut-Stiftung, Christoph Gärtner, gegen die Stadt Wuppertal und das Kuratorium von „Engels2020“. Konkret geht es um die Veranstaltung „Von der Utopie zur Wissenschaft - Friedrich Engels und der Sozialismus. Bis heute brandaktuell“, angemeldet von der Stiftung, aufgenommen worden ins Programm und Programmheft sowie 80.000-fach gedruckt und verteilt. Im November wurde die Veranstaltung dann auf der städtischen Homepage von „Engels2020“ gestrichen.
In einem Brief an Christoph Gärtner begründet Wuppertals Kulturdezernent Matthias Nocke die Streichung: „Wir haben diese Entscheidung bewusst vor dem Hintergrund getroffen, dass die MLPD mit ihrer Vorsitzenden vom Verfassungsschutz als links-extremistisch eingestuft und daher beobachtet wird. […] Sie werden verstehen, dass wir Akteuren, die die Abschaffung des demokratischen Verfassungsstaates verfolgen, keine öffentlichkeitswirksame Plattform unter der Schirmherrschaft der Stadt Wuppertal bieten können.“
Christoph Gärtner hält daraufhin in einer ausführlichen Erklärung dagegen: Auch andere lokale und prominente Politiker sprächen bei diversen Veranstaltungen nicht in ihren parteipolitischen Funktionen, sondern als eingeladene Referenten. Die Willi-Dickhut-Stiftung protestiere dagegen, „dass sich die Stadtspitze mit Engels als ‚berühmtestem Sohn unserer Stadt‘ schmücken will und zugleich sein revolutionäres Erbe unterdrückt“. Stattfinden, so Gärtner, werde die Veranstaltung am 23. April in der Färberei auf jeden Fall, „mit oder ohne städtischen Segen“.
Das bestätigte auf Nachfrage auch die Geschäftsführerin der Färberei, Iris Colsman: „Mal davon abgesehen, dass die Veranstaltung ja sowieso in dem gedruckten Programmheft steht, weiß ich ehrlich gesagt nicht, wovor die Stadtspitze denn eigentlich Angst hat. Engels kann und soll doch kontrovers diskutiert werden.“ Und Hermann Kopp, Vorstandsvorsitzender der Marx-Engels-Stiftung in Wuppertal, betont: „Obwohl ich weder mit dem - mir zuvor völlig unbekannten - Dickhut-Museum noch mit der MLPD etwas zu tun habe: Die Argumentation von Christoph Gärtner gegen die Streichung kann ich nur unterstützen. Die hanebüchene Begründung ist der Geburtsstadt des Revolutionärs Friedrich Engels wirklich unwürdig.“