„tuffistein“ und „Wuppersteine“ Kleine Steine ziehen Kreise

Wuppertal · Einen Koffer voller Steine zieht Jane Hamerouch beim Besuch in der Rundschau-Redaktion hinter sich her. Normalerweise trägt sie nur einzelne Kunstwerke in ihrer Jackentasche. Der Presse aber möchte sie alle zeigen. Später wird sie die Steine „auswildern“ und über die Facebook-Gruppe „tuffistein“ ihren Weg verfolgen.

Miriam Gatawetzki-Köppchen würde ihre bemalten Steine auf der Treppe in der Nähe der Rundschau-Redaktion deponieren, damit vorbeikommende Fußgänger sich über ein bisschen Farbe im Alltag freuen.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Ihre Gruppen-Mitgründerin Marie Hagen begleitet sie zum Gespräch mit der Rundschau. Hagen hat ihren ersten bunten Stein im Urlaub gefunden. Verziert mit Strichen und Mustern, auf der Rückseite eine Anleitung, wie damit umgegangen werden soll: fotografieren und in die angegebene Facebook-Gruppe posten. Denn so funktioniert es mit den Steinen, die zu Gruppen wie „tuffistein“, „Wuppersteine“, „albstones“ oder „Seesteine“gehören. Von einem ambitionierter Maler bepinselt, werden sie an einer beliebigen Stelle ausgelegt. Der Finder freut sich über ein bisschen Farbe in seinem Alltag, macht ein Foto und stellt es ins Netz.

Die Freude, sagen Jane Hamerouch und Marie Hagen, ist das Wesentliche bei der Aktion. „Unsere Steine sollen ein Lächeln in die Welt bringen.“ Über 200 kleine Kunstwerke hat Jane Hameroch bisher bemalt und „ausgewildert“. Für die Verschönerung benutzt sie Acrylfarben und Klarlack. So wird das Werk witterungsfest und die Farbe kann nicht abblättern. Rund 25 ihrer Steine sind bisher in Facebook-Posts wieder aufgetaucht, eines der Kunstwerke hat es bis nach Helgoland geschafft, ein anderes bis nach Luxemburg. „Ich freue mich jedes Mal wie ein Kind“, beschreibt Jane Hamerouch das Gefühl, wenn ein Finder sich über das soziale Netzwerk meldet.

Miriam Gatawetzki-Köppchen ist Administratorin der Gruppe „Wuppersteine“, eine zweite Stein-Gemeinschaft im Bergischen Land. Die Mitglieder kommen nicht nur aus dem Tal, sondern auch aus Solingen, Hückeswagen und Wipperfürth. „Die Wupper ist das verbindende Element“, sagt die Administratorin. Ebenfalls im Urlaub hat sie ihren ersten Stein gefunden, recherchiert, was es damit auf sich hat und schließlich selbst eine Facebook-Gruppe gegründet, die erste im Bergischen.

Jane Hamerouchs Steine wandern bald in eine Einrichtung für betreutes Wohnen. Dort sollen sie Mut und Freude schenken.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Knapp 700 Mitglieder hat sie bereits. Miriam Gatawetzki-Köppchen ist berührt von so viel Rücklauf. Seit sie die Steinmalerei zu ihrem Hobby gemacht hat, muss sie regelmäßig an einen Song von Udo Jürgens denken: „Auch kleine Steine ziehen große Kreise“, sang der Schlagerstar im Jahr 2005. „Da bekomme ich Gänsehaut“, sagt sie.

Auch Jane Hamerouchs Steine ziehen Kreise, zwar nicht ganz so große, dafür umso bedeutendere. In einer Einrichtung für Ambulant Betreutes Wohnen der Wuppertaler Diakonie wird demnächst ein ganzer Korb der gepinselten Kunstwerke verteilt. Neben einer kleinen Zeichnung schreibt Jane Hamerouch „Glück“, „Ruhe“ oder „Mut“ auf die Steinflächen – Wörter, die Kraft geben.