"Was macht denn der Kerl da?"
45 Jahre lang hatten sich Axel Ermisch aus Wuppertal und sein bayerischer Bundeswehrkamerad Johannes Fürst aus den Augen verloren. Jetzt gab es ein überraschendes Wiedersehen.
Im April 1970 rückten Axel Ermisch und der Niederbayer in die Ausbildungskompanie Passau ein. Die zwei Stubenkameraden freundeten sich schnell an — daher lud Johannes seinen Zimmergenossen ein, die freien Wochenenden gemeinsam im elterlichen Haus mit Gastwirtschaft in Hautzenberg zu verbringen. "Für mich war es ziemlich schwierig, an den Wochenenden von Passau nach Wuppertal zu kommen. Wenn der Hans mich nicht mitgenommen hätte, hätte ich wohl in der Kaserne bleiben müssen", erinnert sich Ermisch.
So aber lernte der Wuppertaler Rekrut und "Schütze Arsch" (wie er sich in seinem Fotoalbum selbst betitelt) die Schönheiten des Bayerischen Waldes, der Berge und viele Volksfeste kennen. "Das war schon eine recht verrückte Zeit", blicken beide schmunzelnd zurück. Doch nach der dreimonatigen Grundausbildung wurde das Duo getrennt und verlor sich aus den Augen. "Wir kannten uns nur mit Vornamen, Telefonnummern oder Adressen hatten wir leider nicht getauscht", so Fürst.
Nach 45 Jahren stolperte Axel Ermisch dann über ein günstiges Reiseangebot ins niederbayerische Hautzenberg. "Da war ich doch schon mal", erinnerte er sich und erzählte seiner Frau von seinem ehemaligen Kameraden und den gemeinsamen Wochenenden. "Vielleicht finde ich den Hans ja wieder", sagte sich Axel und machte sich mitsamt Gattin Gabi auf die Reise.
Im Hautzenberger Hof fragte er gleich nach "Hans", der eigentlich Johannes Fürst heißt. "Schaun Sie mal dort zum Fenster hinaus. Das weiße Haus dort oben am Ortsrand; das müsste er sein", hieß es. Nun gab es kein Halten mehr — und dort angekommen das erhoffte Wiedersehen. Nach anfänglicher Irritation ("Was macht denn der Kerl da auf unserem Privatweg?") erinnerte sich auch Johannes bald wieder an seinen Bundeswehr-Kameraden und konnte es kaum glauben. Gemeinsam mit Gattin Maria — die war damals schon dabei und als Ehefrau anvisiert — schwelgte das Trio in Erinnerungen.
Über Pfingsten kam es dann zum Gegenbesuch, denn Johannes und Maria wollten natürlich auch einmal Wuppertal anschauen. Gemeinsam ging es von Beyenburg bis Schloss Burg. Ein Besuch des Nordparks mit Toelleturm und ein Ausflug zum "Starlight Express" nach Bochum durften dabei ebenso wenig fehlen wie eine Fahrt mit der Schwebebahn. Fazit des Ehepaars Fürst: "Wir sind ganz erstaunt, wie grün die Stadt trotz ihrer Größe ist und wie viel es hier zu sehen gibt. Und selbst das Wetter war hier deutlich besser als im Frühjahr in Bayern..."