Viele Strecken und Ideen Wuppertaler Radwegering (fast) schon da
Wuppertal · Ein Premium-Radwegering rund um Wuppertal ist der Kern des „BUGA+“-Konzepts, das Greenpeace in Wuppertal und die Bürgerinitiative „Miteinander Füreinander Heckinghausen“ im Januar auf den Tisch legten. Die Idee soll jetzt in die weitere Planung der Bundesgartenschau 2031 einfließen. So lange müsste Wuppertal aber gar nicht auf den Radwegering warten – denn der wäre durch die Verknüpfung schon vorhandener Strecken mit einfachsten Mitteln schon weit vorher realisierbar und für Freizeit- und Alltagsverkehr nutzbar. Die Rundschau hat sich auf einer Probefahrt davon überzeugt.
Als „Tourguides“ waren dabei Heinz-Günter Wahle und Manfred Meyers von der Heckinghauser Initiative als geistige Väter des Radwegerings mit am Start. „Wir können uns vorstellen, dass man zunächst mit geringem Aufwand eine funktionierende durchgehende Strecke schafft, die nicht nur touristisch interessant, sondern auch für den Alltag der Wuppertaler und als Arbeitsweg wertvoll ist. Bis zur BUGA könnte man sie dann modular ausbauen und verbessern“, umreißt Wahle die Umsetzungs-Idee. Und die wird schnell plausibel, wenn man die Strecke ganz konkret abfährt.
Wir starten dazu am westlichen Ende der Nordbahntrasse in Höhe Homanndamm, also direkt vom geplanten Vohwinkeler Kernareal der BUGA aus. Von hier geht es zunächst gut 13 reine, ungetrübte Radweg-Kilometer über die Nordbahntrasse und ab dem Bergischen Plateau über die Schwarzbachtrasse bis zu deren Ende an der Grundstraße. Wenige Meter weiter könnte man an der Brücke Spitzenstraße auf die in Planung befindliche Langerfeld-Trasse wechseln. Plakate mit einer Darstellung der vorgesehenen Rampe von der Brücke Spitzentraße hinunter zum Rauen- thaler Tunnel hat die Initiative „Neue Ufer Wupper“ bereits aufgehängt. (Bilder:)
Wenn sie realisiert ist, radelt man von hier quasi unter Langerfeld hindurch bis ans Wupperufer an der Badischen Straße. Aktuell gibt es mit der Strecke über den Langerfelder Markt hinweg durch die kaum befahrene Thiele- und Tönniesstraße aber eine durchaus akzeptable Alternative. Nicht nur solche Abschnitte würden die Ring-Erfinder gerne mit einer durchgehenden Markierungslinie auf dem Boden kennzeichnen, um die Orientierung auch für Auswärtige ganz einfach zu machen.
Nicht ganz so einfach ist dagegen die Weiterfahrt, weil mit den großen Kreuzungen Badische Straße/Rauental/Öhder Straße und Lenneper Straße/Bockmühle gleich zwei wenig fahrradfreundliche „Bremsklötze“ innerhalb von 100 Metern warten. Sie sind allerdings die einzigen beiden Schlüsselstellen, an denen sich Autos und Radfahrer auf den rund 35 Radwegering-Kilometern ernsthaft in die Quere kommen. Sie zu optimieren wäre eine der Aufgaben, die für einen schnellen Radwegering-Lückenschluss angegangen werden müsste.
Weiter führt der Weg auf dem schon jetzt für Räder ausgewiesenen breiten Bürgersteig an Lenneper Straße und Blombacher Bach zum Werbsiepen. An solchen Stellen beispielsweise mit „Green Vertical Walls“ den Radverkehr auch optisch von der Straße zu trennen gehört zum großen Ideen-Fundus, den die Heckinghauser für spätere Ausbaustufen des Rings entwickelt haben.
Ein wesentlicher Mosaikstein fürs Jetzt wäre dagegen die Erschließung des Zugangs vom in Privatbesitz befindlichen kleinen Gewerbeareal Kupferhammer aus, das man vom Werbsiepen erreicht, in Richtung Norden. Vom Ende des Kupferhammers führt ein derzeit nicht nutzbarer Weg rund 300 Meter durch einen intakten Eisenbahntunnel zum unteren Rand des Scharpenacken und hier auf eine in sehr gutem Zustand befindliche, gepflasterte Piste. Sie führt durch idyllisches Grün bis hinauf auf die Südhöhen am Ronsdorfer Sportplatz (die Rundschau berichtete).
Weil hier bald die große L419-Baustelle winkt, führt der Ring aktuell einfach fahrradfreundlich weiter entlang des Scharpenacken und dann durch die Heinz-Fangmann-Straße und ganz unkompliziert unter dem Lichtscheider Kreisel hindurch auf den Radweg an der Südseite der L418. Das geht ruckzuck und fast ohne Autobegegnungen.
Von hier aus führt die Strecke derzeit über die Radwege beiderseits der L418. Die Heckinghauser haben aber noch eine weitere Entwicklungsidee: In Höhe der BEK zweigt am Höhen-Radweg ein Pfad ab, der parallel zur Hauptstraße mit wunderbarem Blick ins Gelpetal eine Erschließung als Radweg Wert wäre. Er könnte am südlichen Ende des geplanten Smart-Tec-Campus vorbeiführen und im weiteren Verlauf über den Dorner Weg auch noch den Permakulturhof anbinden.
Auf der bestehenden Radweg-Linie geht es durch den schönen Von-der-Heydt-Park und durch den Friedenshain mit einer Ampel-Überquerung der Cronenberger Straße hinein in den Jung-Stilling-Weg, der mit starken Tal-Blicken weiter bei minimalem Autoverkehr zur Zeppelinallee und bis zur Königshöhe führt. Hier würde er 2031 das nächste BUGA-Areal erschließen, schon heute bietet er mit der anschließenden Abfahrt in Richtung Waldesruh ein Panorama-Highlight für Radfahrer.
An der Waldesruh geht‘s nach 100 Metern ab auf die Sambatrasse und am Abzweig Selmastraße direkt hinunter zum Zoo-Eingang und damit dem nächsten BUGA-Areal. Am Stadion vorbei führt der Radweg dann an der B7 in Richtung Sonnborn. „Wir könnten uns aber auch vorstellen, dass es für Wuppertal-Gäste spannend ist, auf der Sonnborner Straße direkt unter der Schwebebahn zu radeln“, so Manfred Meyers.
Der Rad-Kreis schließt sich von hier mit der Überquerung des Sonnborner Kreuzes über die Brücke Am Thurn, die Heinrich-Heine-Straße und die kaum befahrene Flieth zurück zum Ausgangspunkt am Homanndamm.
Als Argument dafür, den Radwegring schnell zu schmieden, bringen die Initiatoren auch die rund 2.000 Arbeitskräfte in den großen Firmen an der Lenneper Straße ins Spiel, von denen dann etliche mit dem Rad anfahren könnten. „Und die Unternehmen sind ja inzwischen auch selbst für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert“, so Wahle, der so eine Anbindung auch als gutes Argument beim Bemühen um Mitarbeiter sieht. „Junge Leute achten heute darauf, wie die Rad-Infrastruktur ist.“
Rundschau-Fazit nach 35 Radwegering-Kilometern: Es ist verblüffend, wie wenig dazu fehlt, Wuppertal am Stück mit dem Rad „erfahrbar“ zu machen. Zumal großes Konfliktpotenzial wegen möglicher Einschränkungen des Autoverkehrs – ganz anders als beim heiß diskutierten Tal-Radweg – nicht erkennbar ist. Vielleicht bietet das Projekt ja den sehr viel handfesteren Ansatz dafür, dass Wuppertal dem selbst gesetzten Anspruch, Fahrradstadt zu werden, tatsächlich bis 2025 wenigstens ein Stück näher kommt ...