IHK-Gespräch mit Stadtwerke-Chef Gaskrise: Bergische Unternehmen in Sorge
Wuppertal · Viele bergische Unternehmerinnen und Unternehmer blicken mit Sorge auf die Gasversorgung der kommenden Monate. Das wurde beim digitalen Informationsabend „Alarmstufe im Notfallplan Gas" der Bergischen IHK mit Markus Hilkenbach, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Wuppertaler Stadtwerke GmbH (WSW), deutlich.
Mehr als 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren dazugeschaltet, als Hilkenbach von der aktuellen Lage und den Szenarien für die kommenden Monate berichtete. Hintergrund ist die aktuell ausgerufene Stufe 2 im Notfallplan Gas der Bundesregierung und die Befürchtung, dass Russland die Gaslieferungen vollständig einstellt beziehungsweise Nord Stream 1 nach der geplanten Revision nicht wieder an das Netz geht.
Hilkenbach betonte, dass die Versorgung mit Gas aktuell gesichert sei und auch im Falle einer ausbleibenden Belieferung keine direkten Folgen eintreten würden. Gleichwohl bestehe aber die abstrakte Gefahr, dass die Mengen für den kommenden Herbst/Winter nicht reichten und eine konkrete Gasmangellage entstehe. Auf diese Situation bereiten sich Bundesregierung, Bundesnetzagentur und Energieversorgungsunternehmen mit unterschiedlichen Szenarien intensiv vor.
Auch Abschaltungen von großen Industrieunternehmen sind in einem Szenario vorgesehen. In Wuppertal gibt es für diesen Fall (Stufe 3 Notfallplan) ebenfalls betroffene Unternehmen, mit denen aber bereits ein intensiver Austausch besteht. Hilkenbach bat in diesem Kontext aber alle Unternehmen, die Situation ernst zu nehmen und sich frühzeitig auf unterschiedliche Szenarien vorzubereiten. Auch ein „proaktiver Austausch“ zwischen Unternehmen und Energieversorger sei hilfreich.
Generell rief er dazu auf, sparsam mit Gas umzugehen soweit möglich. Langfristig, so Hilkenbach, sehe er nicht, dass die Preise für Energie wieder auf ein Niveau von 2019/2021 fallen. Die hohen Handelspreise hätten sich auch für die nächsten Jahre bereits fixiert – und würden in den nächsten Monaten sukzessive bei den Kunden ankommen.
Bei Unternehmen, die angesichts der aktuellen Lage zumindest die Wärmeversorgung über Öl statt Gas sicherstellen wollen, gab Hilkenbach zu bedenken, dass dann das Emissionsschutzgesetz greife und anderweitige Kosten anfielen. Er sieht eine Lücke in der Gesetzeslage. „In der aktuellen Situation müssten Ausnahmeregelungen gelten, um Unternehmen zu schützen“, sagte er.
IHK-Präsident Henner Pasch und IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge sagten zu, sich in Berlin dafür einzusetzen, dass es hier zu entsprechenden Änderungen kommt. Wenge sieht die aktuelle Situation als Beleg, dass die Anstrengungen zur Diversifizierung der Energieversorgung gesteigert werden müssen. „Die Energiekosten werden absehbar nicht sinken. Allein aus wirtschaftlichen Gründen müssen wir die Transformation schneller angehen als es bisher geschehen ist und die Versorgung auf breitere Füße stellen“, so Wenge nach Veranstaltung.
Um die aktuelle Lage bestmöglich unter Kontrolle zu halten, rief Henner Pasch Unternehmen und Privatpersonen zu einem sparsamen Umgang mit Gas auf – „damit die Gasspeicher im Herbst und Winter möglichst voll sind.“
Wenge und Hilkenbach vereinbarten, solche Runden zur aktuellen Lage zu wiederholen, um die bergischen Unternehmen aus lokaler, gut vernetzter Quelle informieren zu können und ihnen die Möglichkeit zu geben, Fragen zu stellen.